Klimaschutz für die kreiseigenen Liegenschaften
Der Landkreis Miltenberg betreibt ein Energiemanagement und Energiecontrolling für die landkreiseigenen Liegenschaften, zu denen nicht nur die Gebäude des Landratsamtes zählen, sondern auch die weiterführenden Schulen im Kreisgebiet. Dies beinhaltet u.a. die jährliche Auswertung der Energieverbräuche der Liegenschaften im Rahmen eines Energieberichts. Daraus können Maßnahmen zur Energieeinsparung abgeleitet werden. So möchte der Landkreis die energetische Optimierung der eigenen Gebäude voranbringen, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der Landkreis möchte dabei gezielt vorangehen und ein Vorbild für Unternehmen sowie für Bürgerinnen und Bürger darstellen. Bei den laufenden Sanierungen werden die gesetzlichen Anforderungen an die Bauteile und den Gesamtenergiebedarf daher zumeist übertroffen.
Weitere Informationen zu den laufenden und bereits ergriffenen Maßnahmen finden Sie wie folgt:
2023 - 2024: Aerobe In-Situ-Stabilisierung der Kreismülldeponie Guggenberg
Projektname: Aerobe In-Situ-Stabilisierung der Kreismülldeponie Guggenberg
Projektförderzeitraum: 01.01.2023 bis 30.09.2024
Projektbeteiligte:
- Projektträger: Landratsamt Miltenberg
- Planungsbüro: DEPO Consult GmbH
- Tiefbau: Lobenhofer Bau und Umwelt GmbH
- Anlagentechnik: LAMBDA Gesellschaft für Klimaschutz und regenerative Energie mbH
Der Landkreis Miltenberg unterhält die Kreismülldeponie Guggenberg. Auf der Deponie, mit einer Fläche von 6,3 ha, wurden seit 1990 etwa 550 Tsd. Tonnen Abfälle eingelagert.
Das anfallende Deponiegas des Deponiestandortes wurde zunächst über ein Blockheizkraftwerk verstromt und im späteren Verlauf über eine Schwachgasfackelanlage verbrannt. Aufgrund der abnehmenden Gasproduktion und der niedrigen Methangehalten wird die Gasbehandlung an den neuen Entgasungsbetrieb angepasst und die Gasfassung optimiert.
Zielsetzungen des Projektes sind:
- Behandlung des Gases in einer RTO-Anlage (regenerativen thermischen Oxidation) zur Reduktion der Methanemissionen
- Erhöhung des Gaserfassungsgrades durch:
- Sanierung und Ertüchtigung der Gasbrunnen und Gasregelstationen
- Erhöhung der Absaugmenge im Rahmen einer Aerobisierung des Deponiekörpers
- Beschleunigter Umsatz der Restorganik im Deponiekörper
- Wirtschaftlicher und sicherer Betrieb bei Verkürzung der Nachsorgezeit
- Einsparung von ca. 15.000 Tonnen CO2 Äquivalenten
Die Bundesrepublik Deutschland unterstützt das Projekt im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit dem Jahr 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen. Weitere Informationen über die Fördermöglichkeiten des Bundes erhalten Sie unter: www.klimaschutz.de/de/ueber-die-initiative
2022: Sanierung der Beleuchtung in der Janusz-Korczak-Schule Elsenfeld
Die Klassen- sowie Aulabeleuchtung in der Janusz-Korczak-Schule Elsenfeld wurde im Rahmen der Generalsanierung im Jahre 1999 bis 2003 eingebaut. Zur Ausführung kamen in den Klassenräumen Anbauleuchten mit Leuchtstofflampen zum Einsatz. Ebenso wurden in der Aula Lichtbänder mit Leuchtstofflampen verbaut. In den Klassenzimmern sowie der Aula erfolgte zuvor keine automatische Regelung der Lichtleistung und war nur über Schalterbetätigung möglich.
Im Rahmen der Erneuerung der Beleuchtung ist eine Umstellung der Beleuchtung auf eine sparsamere LED-Technik erfolgt. Zweitens kommt eine automatische Regelung der Lichtleistung an den tatsächlichen Bedarf zum Einsatz. Wird keine Präsenz mehr gemeldet, wird die Raumbeleuchtung nach einer voreingestellten Zeit abgeschaltet. Damit wird die Gesamtanschlussleistung der Beleuchtung mehr als halbiert sowie auch die effektive Betriebszeit der Beleuchtung um ca. ein Drittel reduziert. In Folge kann eine Energie- und damit CO2-Einsparung von rund 70 Prozent in den Klassenräumen und von rund 50 Prozent in der Schulaula erzielt werden.
Für die Umsetzung dieser investiven Klimaschutzmaßnahme ist eine Förderung durch die Kommunalrichtlinie bei der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH beantragt worden.
Der Zuwendungsbescheid mit Förderkennzeichen 67K21207 der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH erreichte uns im August 2022. Da der Förderantrag seitens des Landratsamts im Jahr 2021 gestellt wurde, beinhaltet der Zuwendungsbescheid den erhöhten Fördersatz in Höhe von 40 v.H. der zuwendungsfähigen Ausgaben.
Beteiligte Partner: Projektträger Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH und Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter dem Förderkennzeichen 67K21207.
2020: Sanierung der Beleuchtung im Schulzentrum Elsenfeld
Das Energiemanagement der Kreisliegenschaften erfasst systematisch die Verbräuche und leitet daraus Verbesserungsmöglichkeiten ab. Der energetische Dreisprung besagt, dass zunächst der Stromverbrauch auf das notwendige Maß reduziert werden und dann durch den Bezug von 100 % Ökostrom der ökologische Fußabdruck optimiert werden sollte. Deshalb gilt es Stromsparpotentiale zu nutzen, wo sie sich bieten.
Nicht zu vernachlässigen sind dabei die Kosteneinsparpotentiale, die sich ergeben können. Das Schulzentrum Elsenfeld wird durch die schulische Nutzung tagsüber wochentags, die Nachmittagsbetreuung und für diverse Veranstaltungen genutzt. Auch in den außerhalb des Schulbetriebs wird die Beleuchtung durch das Reinigungspersonal benötigt.
Eine tiefer gehende Untersuchung hat gezeigt, dass sich mit dem Tausch der Beleuchtung durch energiesparende LED-Leuchten ein jährliches Einsparpotential von rund 20.000 kWh/a Strom realisieren lässt. Das entspricht beim derzeitigen Strombezugspreis einer Kosteneinsparung von rd. 5.200,00 € pro Jahr. Zudem ist berechnet worden, dass sich über die Gesamtnutzungsdauer der LED-Anlage CO2-Einsparungen von rund 230 t CO2 erzielen lassen.
Durch einen Antrag bei der Nationalen Klimaschutzinitiative konnten Mittel in Höhe von rd. 16.600,00 € für die Umsetzung der Maßnahme eingeworben werden, der Förderbescheid ging zum Anfang des Jahres 2020 ein.
Doch durch die große Stromeinsparung amortisiert sich die Maßnahme, abzüglich der Förderung, nach rd. 10 Jahren.
Die Leistung wurde im Sommer 2020 ausgeschrieben und vergeben. Die Ausführung der Beleuchtungssanierung ist plangemäß erfolgt und bis Ende des Jahres 2020 fertiggestellt worden.
Beteiligte Partner: Projektträger Jülich und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Förderkennzeichen 03K13525.
2019: Sanierung der Beleuchtung der Untermainhalle
Das Energiemanagement der Kreisliegenschaften erfasst systematisch die Verbräuche und leitet daraus Verbesserungsmöglichkeiten ab. Der energetische Dreisprung besagt, dass zunächst der Stromverbrauch auf das notwendige Maß reduziert werden und dann durch den Bezug von 100 % Ökostrom der ökologische Fußabdruck optimiert werden sollte. Deshalb gilt es Stromsparpotentiale zu nutzen, wo sie sich bieten.
Nicht zu vernachlässigen sind dabei die Kosteneinsparpotentiale, die sich ergeben können. In der Untermainhalle wurde vor der dargestellten Maßnahme schätzungsweise 80.000 KWh/a Strom durch Hallenbeleuchtung verbraucht.
Die Untermainhalle wird durch die schulische Nutzung tagsüber wochentags sowie durch die Nutzung im Freizeitsport und für diverse Veranstaltungen an den Abendenden und Wochenenden intensiv genutzt. Sogar in den frühen Morgenstunden wird die Beleuchtung durch das Reinigungspersonal benötigt. Aufgrund der Hallengebenheiten mit wenig direkter Tageslichtnutzung ist die Beleuchtungsanlage in der Halle ein relevanter Verbraucher im Strombereich.
Eine tiefer gehende Untersuchung im Frühjahr 2018 hat gezeigt, dass sich mit dem Tausch der Beleuchtung durch energiesparende LED-Leuchten ein jährliches Einsparpotential von rund 48.000 kWh/a Strom realisieren lässt. Das entspricht beim derzeitigen Strombezugspreis einer Kosteneinsparung von rd. 10.000 € pro Jahr. Zudem ist berechnet worden, dass sich über die Gesamtnutzungsdauer der LED-Anlage CO2-Einsparungen von 828 t CO2 erzielen lassen.
Durch einen Antrag bei der Nationalen Klimaschutzinitiative im Sommer 2018 konnten Mittel in Höhe von rd. 28.500,00 € für die Umsetzung der Maßnahme eingeworben werden, der Förderbescheid ging zum Ende des Jahres 2018 ein. Eine Durchführung der Maßnahme war aufgrund der intensiven Nutzung der Halle nur in den Sommerferien realisierbar.
Im Zuge der Detailplanung und der Vergabe der Leistungen ist im Frühjahr 2019 festgestellt worden, dass die zeitgemäße Anforderung an die Beleuchtung der Halle die Kosten um rd. 32% erhöht hat.
Doch durch die große Stromeinsparung amortisiert sich die Maßnahme auch bei Gesamtkosten von rd. 125.000 €, abzüglich der Förderung, nach rd. 10 Jahren.
Die Leistung ist im Mai 2019 ausgeschrieben und in der Sitzung des Ausschusses für Bau und Verkehr am 09.07. vergeben worden. Die Ausführung der Beleuchtungssanierung ist plangemäß in den ersten Augustwochen erfolgt und zum 16.08. fertiggestellt worden.
Die Sanierung der Beleuchtung umfasst den Austausch von sechs breiten Leuchtbändern in der Halle, die jeweils aus drei einzelnen LED-Leuchtbändern bestehen. Zuvor waren an gleicher Stelle klassische Leuchtstoffröhren verbaut. Zusätzlich gibt es auf den Tribünen jeweils ein Leuchtband, das dort einzelne Hängeleuchten ersetzt. Auch die Notbeleuchtung ist auf den neusten Stand gebracht worden.
Beteiligte Partner: Projektträger Jülich und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Förderkennzeichen 03K09978.
2018: Energiebericht
In der Sitzung des Ausschusses für Energie, Natur- und Umweltschutz am 5. März 2018 wurde erstmals seit 2015 ein neuerlicher Energiebericht über die Energieverbräuche bis zum Jahr 2016 der landkreiseigenen Liegenschaften vorgelegt. Dabei zeigte sich, dass die Verbräuche an vielen Liegenschaften über die letzten Jahre angestiegen sind. Aus diesem Grund wurde der Klimaschutzmanager mit einer Ursachenforschung beauftragt, um die Gründe für die Zunahmen in Erfahrung zu bringen. In der neuerlichen Ausschusssitzung am 9. Juli 2018 wurden schließlich noch die Verbrauchszahlen für 2017 nachgereicht und die Ergebnisse der Ursachenforschung präsentiert. Es zeigte sich, dass bei vielen Liegenschaften durchaus Erklärungen vorhanden sind für die Ansteige der Verbräuche. Der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz beschloss daher, dass in Zukunft steuernde Maßnahmen ergriffen werden sollen um die Energieverbräuche wieder abzusenken.
Der Landkreis Miltenberg beobachtet bereits seit mehreren Jahren im Rahmen des Energiemanagements mit dem Instrument der Energieberichte die Energieverbräuche der kreiseigenen Liegenschaften. Zu diesen gehören neben den Gebäuden des Landratsamtes selbst in Miltenberg und Obernburg auch die meisten Realschulen und Gymnasien sowie die Förder- und Berufsschulen im Landkreis. An diesen Liegenschaften wurden bereits einige Maßnahmen zur energetischen Optimierung umgesetzt, unter anderem auf Basis eines Gutachtens aus dem Jahre 2010. Der letzte Energiebericht aus dem Jahr 2015 bilanzierte die Energieverbräuche aus den Jahren 2009 bis 2014. Der im März vorgelegte Energiebericht setzte die Reihe mit den Berichtsjahren 2015 und 2016 fort; im Juli wurden schließlich noch die Werte für 2017 nachgeliefert.
Dabei zeigte sich, dass die Verbräuche sowohl beim Strombezug als auch im Wärmebereich insgesamt in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Beim Wärmeverbrauch wurde zuvor eine Witterungsbereinigung vorgenommen, sodass die Werte zwischen den Jahren vergleichbar sind. Aus diesem Grund erfolgten Dienstbesprechungen mit den zuständigen Sachbearbeitern im Kreisbauamt sowie mit den Hausmeistern der verschiedenen Liegenschaften. Darüber hinaus fand ein Austausch mit den Verantwortlichen der Stadt Aschaffenburg im Bereich Energiemanagement statt.
Aus Basis der vorgenommenen Ursachenforschung kann gefolgert werden, dass bei einer Vielzahl der Liegenschaften durchaus Erklärungen vorhanden sind für die Anstiege in den letzten Jahren. Dies trifft insbesondere auf die Liegenschaften zu, die sich momentan in Generalsanierung befinden und die stärksten Anstiege beim Strom- und Wärmeverbrauch aufzeigten (Gymnasien in Erlenbach und Miltenberg). Diese scheinen in dem erhöhten Energieverbrauch durch die Maßnahmen selbst und die teilweise Rückführung der Gebäude in den Rohbauzustand mit der dadurch bedingten verminderten Wärmedämmung begründet zu sein. Ferner sind an vielen Liegenschaften Steuerungsprobleme vorhanden und die Gebäudeleittechnik kann in vielen Fällen nicht optimal und zeitgemäß bedient werden, da die Technik nicht konsequent und ständig modernisiert und angepasst wurde. Darüber hinaus sind verhaltensbezogene Aspekte der Nutzer in Betracht zu ziehen. Nicht zuletzt ist insbesondere der steigende Stromverbrauch an den Schulen nicht verwunderlich, da in Zeiten der Digitalisierung vermehrt elektrische Geräte wie Whiteboards zum Einsatz kommen und die IT (Informationstechnik)-Ausstattung fortlaufend verbessert wird.
Zu beachten ist ebenso, dass der Landkreis Miltenberg im Vergleich mit anderen Gebietskörperschaften nicht alleine steht beim Anstieg der Wärmeverbräuche in den letzten Jahren – bei der Stadt Aschaffenburg wurde ein ähnliches Muster festgestellt. Ein weiterer, angenommener Grund für den Anstieg ist dort die Einhaltung von schärferen Hygienevorschriften beim Heizungswasser sowie bei der Warmwasserversorgung. Darüber hinaus wies das Jahr 2014 optimale Bedingungen auf mit kühlen Temperaturen ausschließlich in Ferienzeiten und ansonsten relativ warmen Verhältnissen.
Erwähnenswert ist außerdem, dass bei der Betrachtung der Wärmeverbräuche in Bezug auf die Grundfläche sowie die Zahl der Schülerinnen und Schüler der Einfluss von abgeschlossenen Generalsanierungen (z.B. Realschule in Obernburg und Schulzentrum Elsenfeld) sehr deutlich erkenntlich ist. Somit führen die Generalsanierungen trotz kurzfristigen Anstiegen bei den Energieverbräuchen letztlich zum gewünschten Ergebnis. Nicht zuletzt sollte betont werden, dass trotz der Anstiege bei den Energieverbräuchen in den letzten Jahren die Kosten in den letzten fünf Jahren nahezu konstant geblieben sind, da infolge von Ausschreibungen bei Strom und Gas deutlich bessere Konditionen erzielt werden konnten.
Abschließend sollte durchaus darauf hingewiesen werden, dass der Landkreis bereits sehr aktiv ist, was die Energiewende und speziell die Umstellung auf erneuerbare Energieträger anbetrifft. So wird für die Liegenschaften nur noch Ökostrom bezogen, ab 2020 auch mit Neuanlagenquote um die hiesige Energiewende weiter zu bringen. Für den Gasverbrauch erfolgt ein ökologischer Ausgleich. Hinzu kommen das Nahwärmeprojekt am Schulzentrum in Miltenberg Nord, die Holzhackschnitzelanlagen an den Schulzentren in Elsenfeld und Obernburg sowie der Einbau von Blockheizkraftwerken an der Berufsschule Miltenberg und am Hermann-Staudinger-Gymnasium in Erlenbach. Nichtsdestotrotz muss der Umbau der Energieversorgung zu regenerativen und effizienteren Anlagen weitergehen – der Kreistag stimmte daher beispielsweise in der Sitzung am 16. Juli 2018 für ein Ausbauprogramm zur Installation von Photovoltaik-Dachanlagen auf den kreiseigenen Liegenschaften.
2017: Nahwärmeversorgung des Schulzentrums in Miltenberg Nord
Seit dem 10. Oktober 2017 versorgt die Firma FRIPA Papierfabrik Albert Friedrich KG das Schulzentrum Miltenberg über ein Nahwärmenetz mit Wärme. Dabei handelt es sich um ein innovatives Projekt aufgrund der nahtlosen, fairen und extrem nachhaltigen Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten, das auch in das pädagogische Konzept der Schulen eingebunden wird. Darüber hinaus besticht es durch seinen Beitrag zum Klimaschutz, wie im Folgenden aufgezeigt werden soll.
Vorgeschichte des Projekts:
Von Norden her kommend stechen die Wasserdampfschwaden vor der schönen Stadtsilhouette von Miltenberg ins Auge. Am hochmodernen Produktionsstandort in Miltenberg produziert die FRIPA mit über 400 Beschäftigten an drei Papiermaschinen ganzjährig hochwertige Hygienepapiere. Dabei betreibt Sie eine eigene Kraft-Wärme-Kopplungsanlage mit einer Gasturbine, die mit einem hohen Wirkungsgrad den für die Papiertrocknung erforderlichen Dampf und zwei Drittel des Strombedarfs erzeugt. Bereits vor Umsetzung des Nahwärmeprojektes nutzte die FRIPA die im Trocknungsprozess entstehende Abwärme zur Beheizung der eigenen Gebäude, wobei ein deutlicher Wärmeüberschuss verblieb.
Erste Ideen zur Nutzung der Abwärme der FRIPA gab es daher bereits seit längerem. Die Initiative des Landkreises führte 2013 dazu, dass die FRIPA zusammen mit dem Landkreis und dem Ingenieurbüro CDM Smith eine Machbarkeitsstudie zur Nutzung der Abwärme-Potentiale in der FRIPA erstellte. Die Projektentwicklung wurde vom Landkreis finanziert. Schnell waren enorme Potentiale ersichtlich (bis zu 6.300 MWh/a).
Nach der Erstellung der Machbarkeitsstudie ging es darum, die organisatorische und praktische Umsetzbarkeit eines derart ambitionierten Projektes zu sichern. Dabei war schnell klar, dass der Landkreis die Rolle des Projektträgers und späteren Betreibers des Nahwärmenetzes wahrnehmen muss. Die nachhaltige Ausrichtung der beiden aktiven Vertragspartner erleichterte die Verhandlungsführung enorm. Im März 2016 konnten Landrat Jens Marco Scherf und der Geschäftsführer der FRIPA, Herr Andreas Noack, eine Projektvereinbarung unterzeichnen. Kerninhalte waren dabei, dass der Landkreis die Anlagen finanziert und betreibt und dafür bis zur Amortisation kostenfrei Wärme von der FRIPA bezieht. Nach Deckung der Investitionskosten bezieht der Landkreis die Wärme für den halben Preis dessen, was im Mittel bei einer Versorgung durch Gas anfallen würde.
Nach der Werkplanung durch das Ingenieursbüro Frecotec aus Klingenberg und der öffentlichen Vergabe der Planungs- und Bauleistungen erfolgte im Frühjahr 2017 der Baubeginn. Dank lokaler leistungsstarker Firmen, einer kompetenten Bauleitung und eines entscheidungsstarken Bauherren konnte ein reibungsloser Bauablauf gesichert werden. Die Umsetzung der Arbeiten erfolgte dabei durch die Firmen Claus Fecher GmbH aus Schneeberg für den Heizungsbau, die Michel Bau GmbH aus Klingenberg für den Tief- und Leitungsbau sowie RUF Gebäudetechnik GmbH aus Kleinheubach für die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik, wodurch die lokale Wertschöpfung angetrieben werden konnte. Die Kreisstadt Miltenberg war ebenfalls involviert, da eine beträchtliche Strecke des Leitungsnetzes über Flurstücke der Gemeinde und Straßen verläuft. Zeitgleich tauschte die FRIPA den Wärmetauscher in ihrer Produktion.
Funktionsweise des Nahwärmenetzes und technische Kennzahlen:
Das Nahwärmenetz besteht aus zwei separaten Kreisläufen. Im ersten Kreislauf zirkuliert das Wasser zwischen dem Wärmetauscher in der FRIPA, der Kesselanlage und dem Pufferspeicher. Über den zweiten Kreislauf werden die Wärmeübergabestationen in den Heizanlagen der drei angeschlossenen Schulen versorgt, wodurch die Systemtrennung zum Nahwärmenetz erfolgt. Die Pufferspeicheranlage dient zur Abdeckung der morgendlichen Anfahrspitzen. Insgesamt 15.000 Liter Wasser können zwischengespeichert werden, was einem Wärmeinhalt von ca. 350 kWh entspricht.
Die Nahwärmeleitung von der FRIPA führt mit einer Länge von 660 m über Grund der FRIPA, der Stadt Miltenberg und Flächen des Landkreises zum Johannes-Butzbach-Gymnasium, in dem sich noch eine redundante Kesselanlage befindet. Eine zweite Nahwärmeleitung führt von dort zur Heinrich-Ernst-Stözner-Schule und zur Johannes-Hartung-Realschule. Parallel zu den Nahwärmeleitungen wurden Glasfaserkabel verlegt zur datentechnischen Kommunikation der Heizzentrale, Papiermaschine und den Verbrauchern. Somit kann mithilfe einer Softwarelösung die Nahwärmeversorgung gesteuert und geregelt sowie die Wärmelieferung im Rahmen des Energiemanagements ausgewertet werden.
Die redundante Kesselanlage besteht aus zwei kaskadierend und modulierend gefahrenen Gaskesseln. Das heißt, dass die beiden Gaskessel parallel oder in Reihe verschaltet werden können. Dadurch kann der Leistungsbereich optimal an den Wärmebedarf angepasst werden: Bei hohem Bedarf werden beide Gaskessel eingeschaltet, bei niedrigem Verbrauch nur der Gaskessel mit der passenden Leistung – also entweder der Gas-Brennwertkessel mit einer Leistung von 185 kW oder der gasbetriebene Niedertemperaturkessel mit 850 kW. Dies sichert im Falle einer Unterdeckung aus dem Nahwärmenetz oder bei Ausfall der Papiermaschine die Wärmeversorgung des Schulzentrums. Die Papiermaschine selbst liefert eine Wärmeleistung von etwa 700 kW, wohingegen der Wärmebedarf an den Schulen sich auf rund 1.140 kW beläuft (260 kW Heinrich-Ernst-Stözner-Schule, 400 kW Johannes-Hartung-Realschule und 480 kW Johannes-Butzbach-Gymnasium).
Bisherige Erfahrungswerte (Stand 1. März 2018)
Seit Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes am 10.10.2017 hat die FRIPA eine Wärmemenge von 944.000 kWh an das Schulzentrum geliefert (Stand 01.03.2018; Abb. 4). Dies entspricht dem durchschnittlichen Wärmeverbrauch von etwa 40 Einfamilienhäusern mit vier Personen in einem Jahr (zwischen 20.000-25.000 kWh). Die Wärmeleistung lag dabei zumeist zwischen 300 und 400 kW und erreichte damit noch nicht den angestrebten Wert von ca. 700 kW. Dies ist jedoch nach den ersten Monaten des Betriebs erwartungsgemäß, da eine Anlagenoptimierung durch Anpassung der Parameter noch aussteht. Aus diesem Grund wurde der kleinere Gaskessel des Öfteren zugeschaltet um die Spitzenlast zur Beheizung der Schulen auszugleichen (Wärmebeitrag ca. 89.000 kWh). Infolge von Wartungsarbeiten bei der FRIPA wurde der große Gaskessel ebenfalls einige Male eingesetzt (Wärmebeitrag ca. 80.000 kWh). Dennoch konnten infolge der Nahwärmelieferung bereits ca. 236 t CO2 (GEMIS Emissionsfaktor Version 4.95) durch die Substitution von Erdgas durch die Nahwärme eingespart werden. Dies entspricht den CO2-Emissionen von 26 Bundesbürgerinnen bzw. Bundesbürgern in einem gesamten Jahr (durchschnittlich etwa 9 t CO2 pro Kopf).
Wirtschaftlichkeit
Die prognostizierten Gesamtkosten des Projektes für Planung und Durchführung liegen bei ca. 925.000 € (brutto). Auf Grundlage des Wärmeverbrauchs des Schulzentrums der letzten fünf Jahre ergibt sich bei einem moderat steigenden Gaspreis von 1,5 % eine Amortisationszeit von ca. zehn Jahren.
Die Überwachung der Anlage liegt für die ersten Jahre in den Händen des planenden Ingenieurbüros Frecotec. Da der Landkreis ein liegenschaftsübergreifendes Energiemanagementsystem einsetzt, können alle relevanten Daten auch vom Klimaschutzmanager und den Sachbearbeitern sowie den Hausmeistern des Bereichs Hochbau und Gebäudewirtschaft eingesehen und gesteuert werden.
Einbindung in das pädagogische Konzept der beteiligten Schulen
Die Projektidee wurde von Beginn an mit den drei angeschlossenen Schulen erörtert. Die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Pädagogik der jeweiligen Schulen zeigt sich besonders bei der Johannes-Hartung-Realschule und dem Johannes-Butzbach-Gymnasium. Die Realschule hatte zuvor bereits in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Energieprojekte durchgeführt und wurde zuletzt nach einer dreijährigen Projektphase als ÖKOPROFIT-Schule zertifiziert. Nach der Fertigstellung haben die beiden Schulen im Rahmen eines MINT-Projekttages mit den Schülerinnen und Schülern das Nahwärmenetz behandelt und so einen weiteren innovativen Baustein zum Projekt beigetragen.
Fazit
Die Nahwärmeversorgung des Schulzentrums in Miltenberg durch die Abwärme der FRIPA trägt nicht nur in beträchtlichem Umfang zum Klimaschutz bei, sie ist zudem wirtschaftlich. Dem Landkreis Miltenberg ist bislang kein vergleichbares Projekt bekannt, bei dem eine Komplettversorgung eines Schulzentrums durch die Abwärme einer Industrieanlage gesichert wird, während dies gleichzeitig in das pädagogische Konzept der Schulen eingebunden wird.
2016: Lüftungssanierung im Landratsamt Miltenberg
Für die Teilsanierung der Lüftungsgeräte im Landratsamt Miltenberg hat der Landkreis Miltenberg im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative einen entsprechenden Förderantrag gestellt.
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Der Antrag wurde mit Gesamtkosten in Höhe von 80.977€ und einer Fördersumme in Höhe von 20.244€ vom BMU bewilligt. Zusätzlich aufgetretene, nötige Arbeiten im Zusammenhang der Arbeiten wurden ebenfalls während der Maßnahme durchgeführt. Für die fachliche Planung der Maßnahme war das Planungsbüro FRECOTEC aus Klingenberg zuständig, die Ausführung erfolgte durch die Fa. Nitsch aus Stockstadt.
Mit der Maßnahme sollen 277 Tonnen CO2 eingespart werden.
Das Projekt wurde im Jahr 2016 umgesetzt. Die Maßnahme ist abgeschlossen.
Angaben und Details zum Förderprojekt:
- Titel: KSI: Sanierung der RLT-Geräte im Landratsamt Miltenberg
- Laufzeit: 01.07.2016 bis 30.06.2017
- Förderkennzeichen: 03K04213
- Ziel und Inhalt des Projektes: Treibhausgasminderung durch Austausch raulufttechnischer Geräte unter Berücksichtigung hoher Effizienzanforderungen und Erzielung größtmöglicher Energieeinsparung in Nichtwohngebäuden.
- Beteiligte Partner: Projektträger Jülich und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Projektträger Jülich: www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: www.klimaschutz.de
2015 - 2017: Lüftungssanierung im Landratsamt Miltenberg
Für die Teilsanierung der Lüftungsgeräte im Landratsamt Miltenberg hat der Landkreis Miltenberg im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative einen entsprechenden Förderantrag gestellt.
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.
Lüftungssanierung Teil 1
Der Antrag wurde mit Gesamtkosten in Höhe von 70.860€ und einer Fördersumme in Höhe von 17.715€ vom BMU bewilligt. Zusätzlich aufgetretene, nötige Arbeiten im Zusammenhang der Arbeiten wurden ebenfalls während der Maßnahme durchgeführt. Für die fachliche Planung der Maßnahme war das Planungsbüro FRECOTEC aus Klingenberg zuständig, die Ausführung erfolgte durch die Fa. RUF aus Kleinheubach.
Mit der Maßnahme sollen 247 Tonnen CO2 eingespart werden.
Das Projekt wurde im Herbst 2015 umgesetzt. Die Maßnahme ist abgeschlossen.
Angaben und Details zum Förderprojekt:
- Titel: KSI: Lüftungssanierung im Landratsamt Miltenberg
- Laufzeit: 01.07.2015 bis 30.06.2016
- Förderkennzeichen: 03KS01918
- Ziel und Inhalt des Projektes: Treibhausgasminderung durch Austausch raulufttechnischer Geräte unter Berücksichtigung hoher Effizienzanforderungen und Erzielung größtmöglicher Energieeinsparung in Nichtwohngebäuden.
- Beteiligte Partner: Projektträger Jülich und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Lüftungssanierung Teil 2
Der Antrag wurde mit Gesamtkosten in Höhe von 80.977€ und einer Fördersumme in Höhe von 20.244€ vom BMU bewilligt. Zusätzlich aufgetretene, nötige Arbeiten im Zusammenhang der Arbeiten wurden ebenfalls während der Maßnahme durchgeführt. Für die fachliche Planung der Maßnahme war das Planungsbüro FRECOTEC aus Klingenberg zuständig, die Ausführung erfolgte durch die Fa. Nitsch aus Stockstadt.
Mit der Maßnahme sollen 277 Tonnen CO2 eingespart werden.
Das Projekt wurde im Jahr 2016 umgesetzt. Die Maßnahme ist abgeschlossen.
Angaben und Details zum Förderprojekt:
- Titel: KSI: Sanierung der RLT-Geräte im Landratsamt Miltenberg
- Laufzeit: 01.07.2016 bis 30.06.2017
- Förderkennzeichen: 03K04213
- Ziel und Inhalt des Projektes: Treibhausgasminderung durch Austausch raulufttechnischer Geräte unter Berücksichtigung hoher Effizienzanforderungen und Erzielung größtmöglicher Energieeinsparung in Nichtwohngebäuden.
2013 - 2014: Einsatz von LED-Beleuchtung in der Berufsschule Miltenberg
Für die Teilsanierung der Beleuchtung in der Berufsschule Miltenberg hat der Landkreis Miltenberg einen entsprechenden Förderantrag gestellt.
Der Antrag wurde mit Gesamtkosten in Höhe von 51.920€ und einer Fördersumme in Höhe von 20.768€ vom BMU bewilligt.
Das Projekt wurde im Herbst 2014 umgesetzt. Die Maßnahme ist abgeschlossen.
Angaben und Details zum Förderprojekt:
- Titel: KSI: Beleuchtungssanierung der Berufsschule Miltenberg
- Laufzeit: 01.08.2013 bis 30.11.2014
- Förderkennzeichen: 03KS6408
- Ziel und Inhalt des Projektes: Treibhausgasminderung von mindestens 50% durch Sanierung von Innenbeleuchtung
- Beteiligte Partner: Projektträger Jülich und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit