Zahlen Geflüchteter werden 2023 hoch bleiben – Wohnungsmarkt angespannt

Caritas

Der Landkreis Miltenberg erwartet auch im Laufe des Jahres zahlreiche Asylbewerber*innen und Geflüchtete, berichtete der Leiter der Abteilung Bauwesen im Landratsamt Miltenberg, Matthias Krah, in seiner Funktion als Leiter der im vergangenen Jahr eingerichteten Koordinierungsgruppe Flucht am Donnerstag, 16. März, im Kreisausschuss. Damit wird die Situation rund um Unterbringung, Versorgung, Daseinsvorsorge, Kita- und Schulbesuch und die Integration in diesem Jahr angespannt bleiben, glaubt Krah und richtete wie auch Landrat Jens Marco Scherf einen Appell an Haus- und Wohnungsbesitzer, freien Wohnraum zu melden. „Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist für die gesamte Bevölkerung extrem angespannt, weshalb ich darum bitte, wegen Wohnraum mit der Sozialen Wohnraumbörsen FairMieten im Landkreis Miltenberg, E-Mail fairmieten@caritas-mil.de, Kontakt aufzunehmen. Wir sind für jede Unterstützung dankbar“, so die eindringliche Bitte von Scherf.

29.072 Erstanträge auf Asyl waren im Januar 2023 in Deutschland gestellt worden und auch im Februar sei das Niveau mit rund 24.000 Anträgen weiter hoch gewesen, so Krah. Dies wird, so die Informationen an Landrat Scherf, im gesamten Jahr auf hohem Niveau verbleiben, weshalb mit einem wöchentlichen Zuzug von Geflüchteten im Bereich von 20 bis 30 Personen gerechnet werden muss. Mit Abstand seien syrische (31 Prozent) und afghanische Geflüchtete (20 Prozent) die stärksten Bevölkerungsgruppen. Für die Unterbringung seien grundsätzlich und vorrangig die Regierung von Unterfranken zuständig, wusste der Jurist, die Landratsämter seien nachrangig gefordert, wenn die Regierungen nicht genügend Plätze anmieten können. Landkreiskommunen wirkten bei der Erfüllung der Landkreisaufgaben mit, wie es im Aufnahmegesetz heißt.

Mit einer Grafik verdeutlichte Krah, dass die Zahl der zugewiesenen Geflüchteten im Landkreis seit April 2022 kontinuierlich steigt – zuletzt waren es im Januar 2023 128. Pro Woche würden dem Landkreis etwa 30 Menschen zugewiesen. Verteilt seien die Flüchtlinge auf fast alle Gemeinden mit einem Schwerpunkt im Bereich Erlenbach/Elsenfeld (144/219), in weiteren Gemeinden gibt es Pläne für neue Unterkünfte. Aktuell sind Krah zufolge 47 dezentrale Unterkünfte in 21 Gemeinden im Betrieb, dazu kommen vier staatliche Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung sowie eine aktive Notunterkunft in Röllfeld mit 60 Plätzen. Eine private Notunterkunft steht für ukrainische Geflüchtete für rund 30 Personen als Notreserve bereit, ebenso eine Notunterkunft für 50 Personen in der Stadthalle Obernburg. Im Laufe des Jahres 2023 sind 80 neue dezentrale Plätze in Vorbereitung, erklärte Krah. Obwohl der Landkreis laut dem bayernweiten „Notfallkonzept 2000“ 150 Plätze vorhalten muss, sei dies derzeit nicht zu schaffen, verwies er auf lediglich 50 Plätze in Obernburg. Zurzeit prüfe man die Anmietung einer leerstehenden Gewerbehalle, die mehr als 150 Geflüchteten als Reserve-Notunterkunft dienen kann. Denn, machte Krah deutlich, der Landkreis wolle unter allen Umständen vermeiden, Turn-, Sport- oder Veranstaltungshallen zu belegen – das würde wieder Vereine und Schulen sowie die von der Pandemie besonders belasteten Kinder und Jugendlichen treffen. Zu den ukrainischen Geflüchteten sagte Krah, dass dem Landkreis bislang 1.066 zugewiesen wurden, von denen 144 in dezentralen Asylunterkünften wohnen.

Zusammenfassend gelte es zu sagen, dass weiterhin dezentrale Asylunterkünfte und Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung angemietet werden müssten. Aber auch Anerkannte und sozial Schwächere suchten dringend Wohnraum, so Krah. Er und Landrat Jens Marco Scherf baten Wohnungs- und Hauseigentümer, Kontakt mit der sozialen Wohnungsbörse FairMieten, angesiedelt beim Caritas-Verband, aufzunehmen. Dort könne man geeigneten und wirtschaftlich vertretbaren Wohnraum für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen melden und auch Wünsche äußern, welche Zielgruppe man gerne aufnehmen möchte. Es gebe noch viel leerstehende Wohnungen, bestätigten mehrere Kreistagsmitglieder und baten dringend darum, diese zu vermieten.
Als Problem hat sich laut Krah auch herausgestellt, dass die Integrationskurse für Asylbewerber mit hoher Bleibeperspektive voll belegt sind und es erst Mitte des Jahres neue Kurse geben werde. Hier könnten ehrenamtlich organisierte Kurse weiterhelfen, sagte er und erklärte, dass der Landkreis versuche, solche Angebote in den Unterkünften zu etablieren.

Ein großes Lob sprachen Scherf und Krah allen Menschen und Institutionen aus, die sich haupt- und ehrenamtlich um Flüchtlinge kümmern und bei der Integration helfen – seien es Caritas, BRK, Gemeinden, Vereine, Helferkreise, Schulen, Kindertagesstätten und weitere Institutionen. Diesen Einsatz werde es weiter brauchen, stellte Scherf fest und verwies auf den Aufbau von Asylhelferkreisen in den Gemeinden, das Angebot ehrenamtlicher Deutschkurse oder das Angebot von Kommunen und gemeinnützigen Vereinen an Geflüchtete, mit zumutbaren und gemeinnützigen Tätigkeiten etwas Geld zu verdienen (maximal 20 Stunden pro Woche, 80 Cents pro Stunde), dabei Deutsch zu lernen und Kontakte zu knüpfen. In Eschau beispielsweise habe sich der Fußballverein bereiterklärt, Asylbewerber mitspielen zu lassen, wusste der Landrat, was sich bestens bewährt habe. Scherf stellte am Ende der Diskussion fest, dass Geld vom Land und vom Bund zwar wichtig sei, dennoch brauche man vor allem eine zahlenmäßige Entlastung.

Als Kontakt für Asylhelferkreise sowie die Organisation von ehrenamtlichen Sprachkursen können sich Interessierte an die Integrationslotsinnen der Caritas wenden (Telefon: 09371 978938, E-Mail: a-spalek@caritas-mil.de, jasmin.spatz@caritas-mil.de). Wolfgang Härtel steht unter Telefon 09371/978945 für die Flüchtlingsberatung bereit und die Soziale Wohnraumbörse FairMieten erreicht man per E-Mail unter fairmieten@caritas-mil.de.

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