Weniger Feuerwehreinsätze, aber mehr geleistete Stunden

Die Zahl der Einsätze für die Feuerwehren im Landkreis Miltenberg ist im Jahr 2024 deutlich gesunken, aufgrund eines Hilfskontingenteinsatzes ist die Zahl der geleisteten Stunden aber gestiegen. Das war eine von vielen Zahlen, die Kreisbrandrat Martin Spilger in der Dienstversammlung der Feuerwehrkommandanten des Landkreises am Sonntag, 9. März, in der Ausstellungshalle des Odenwaldwerks in Amorbach vorgestellt hat.
Vor rund 300 Gästen übergab der Kreisbrandrat nach dem Totengedenken das Wort an Pia Plappert, Abteilungsleiterin für Sicherheit und Ordnung im Landratsamt. Die Feuerwehren stünden immer bereit, wenn Hilfe nötig sei, lobte sie und dankte dafür im Namen des verhinderten Landrats Jens Marco Scherf und des Kreistags. Sie hob die hohe Qualität in den Wehren hervor und würdigte die hervorragende Zusammenarbeit der Feuerwehren und der Kreisbrandinspektion. Die Amorbacher Wehr bezeichnete sie als „tragende Säule im Katastrophenschutz-Konzept“, sie sei zudem in die Planung der Hilfeleistungskontingente eingebunden. Darüber hinaus leiste auch die Werksfeuerwehr der OWA einen wichtigen sicherheitsrelevanten Beitrag für die Stadt. Um den vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden, sei die Kreiseinsatzzentrale modernisiert worden, erklärte Plappert, auch die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt sei verstärkt worden.
Für Amorbachs Bürgermeister Peter Schmitt sind die Feuerwehren das „Rückgrat der Sicherheitsinfrastruktur“ und somit unverzichtbar. In der Odenwaldstadt arbeiteten die Feuerwehr und die OWA-Werksfeuerwehr sehr gut zusammen, aber auch die kleineren Stadtteilwehren seien für die Sicherheit sehr wichtig, hob Schmitt hervor, der auch die länderübergreifende Zusammenarbeit im Dreiländereck lobte. Angesichts der Finanzlage vieler Kommunen sei es immer schwieriger, notwendiges Gerät für die Feuerwehren zu beschaffen. In Amorbach habe man es aber geschafft, ein modernes, gebrauchtes Fahrzeug zu beschaffen und damit viel Geld gespart. Besonders freute Schmitt, dass auch die Jugendarbeit Früchte trägt. Er dankte allen „Helden unserer Gemeinde“ für ihren Einsatz.

Nach einem Blick auf die diversen Fahrzeugbeschaffungen und Neubesetzungen von Führungspositionen der Wehren im Landkreis berichtete Kreisbrandrat Martin Spilger von 74 Feuerwehren im Landkreis Miltenberg, dazu kommen vier Werksfeuerwehren und eine Betriebsfeuerwehr. Im Jahr 2024 leisteten 2.711 Aktive Feuerwehrdienst, darunter 2.417 Männer und 294 Frauen. Darunter seien 892 Atemschutzgeräteträger, berichtete Spilger, 52 weniger als im Vorjahr. Er verhehlte nicht, dass ihm dieser Rückgang Sorgen bereitet.
„Wir müssen für eine ausreichende Zahl sorgen“, appellierte er an die Gäste, manche Gemeinden hätten bereits jetzt zu wenige Träger. In den Werksfeuerwehren leisten 127 Männer Dienst sowie zwei Frauen, darunter 101 Atemschutzgeräteträger. Die Wehren hätten Spilger zufolge in 2024 viel zu tun gehabt, auch wenn die Zahl der Einsätze um 452 auf 1.979 zurückging. Der größte Teil betraf mit 1.164 die technische Hilfeleistung (minus 359), gefolgt von 535 Brandeinsätzen (minus 91). Auch die Werksfeuerwehren hatten 515 Einsätze. Insgesamt wurden 39.622 Stunden geleistet, 2.427 mehr als im Vorjahr aufgrund von Hilfeleistungseinsätzen in Kontingenten. Spilger ging zudem auf den Fachbereich Gefahrgut ein, der mit einem neuen Löschzug seit November 2024 einsatzbereit sei. Er umfasst zwölf Fahrzeuge mit 18 Chemikalienschutzanzugsträgern bei insgesamt 58 Feuerwehrleuten.
Dass die Wehren auch in Sachen Aus- und Weiterbildung sehr aktiv sind, belegte der für die Ausbildung zuständige Kreisbrandmeister Patrick Walter. So wurden 189 Erste-Hilfe-Ausbildungen und 163-mal die Modulare Truppausbildung (MTA) absolviert, die MTA-Abschlussprüfung 47-mal. 59 Teilnehmende gab es bei Maschinisten-Lehrgängen, dazu kamen viele weitere Lehrgänge. Bei acht Lehrgängen zum Atemschutzträger gab es 78 Teilnehmende, bei zehn Durchgängen im Brandübungscontainer deren 97, bei acht Lehrgängen zum Innenangriff-Training der Stufe I waren es 83. 2024 gab es Walter zufolge 19 Leistungsprüfungen, viermal wurde die Bayerische Jugendleistungsprüfung abgenommen. Für die Lehrgänge an den Feuerwehrschulen werde es in diesem Jahr 144 Plätze geben, erklärte er, allerdings sei der Bedarf höher. So könne man beispielsweise auf zwölf Plätze für Feuerwehrleitungslehrgänge zurückgreifen, benötigt würden aber 17.
Seit Anfang 2025 würden die Feuerwehren digital alarmiert, so Kreisbrandrat Martin Spilger. Er habe die Feuerwehren angesprochen, was sie von einer Alarmierung zu lebensrettenden Sofortmaßnahmen halten. Dies soll dann erfolgen, wenn bereits alarmierte Rettungsdienste und Helfer-vor-Ort-Gruppen zu lange Wege zum Einsatzort haben und die Feuerwehr schneller sein kann. Manche Wehren hätten zugestimmt, andere hätten Gesprächsbedarf. Geplant sei auch für jeden Kreisbrandmeisterbereich im Landkreis die Aufstellung eines Löschzugs für den Notfall, sollten bei einem Einsatz noch Kräfte gebraucht werden. Auch in diesem Jahr werde es wieder Übungen der Unterstützungsgruppen mit den Örtlichen Einsatzleitern geben, kündigte Spilger an. In der Diskussion sei zudem eine bayernweite Sammelbeschaffung von Feuerwehr-Standardfahrzeugen, informierte der Kreisbrandrat. So könne man eventuell durch hohe Stückzahlen die Beschaffungskosten reduzieren. Spilger wies darüber hinaus auf diskutierte Änderungen im Feuerwehrgesetz hin. Es freue ihn auch, dass das sogenannte PSNV-Team im Landkreis wieder aktiv sei, das für die Begleitung und Unterstützung von Einsatzkräften zuständig sei. PSNV-E steht dabei für „Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte“.
Der Kreisbrandrat überreichte am Ende seiner Ausführungen das Bayerische Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber an fünf langjährige Führungskräfte von Feuerwehren. Walter Rode war 33 Jahre lang Kommandant in Hausen, Anton Elbert 29 Jahre Kommandant und zwei Jahre zweiter Kommandant in Volkersbrunn, Matthias Ullmer 28 Jahre lang Kommandant in Heppdiel, Harald Breunig 24 Jahre lang Kommandant und zwölf Jahre lang zweiter Kommandant der Feuerwehr Gönz. Arthur Hermann war sechs Jahre lang Kommandant und zwölf Jahre lang zweiter Kommandant der Feuerwehr Eichelsbach sowie 15 Jahre lang in der PSNV-E tätig.
Kreisbrandmeister Nico Kirchgessner, zuständig für die Feuerwehrjugend, berichtete von 40 Kinderfeuerwehren (603 Mitglieder, 1.067 Übungsstunden) und 54 Jugendfeuerwehren (635 Mitglieder, 2.620 Übungsstunden) im Landkreis Miltenberg mit insgesamt 377 Betreuern. Ihm ist es ein Anliegen, die Übergänge von der Kinder- zur Jugendfeuerwehr und zu den Aktiven besser zu gestalten, um die jungen Leute bei der Stange zu halten. Er lobte die Betreuer für ihren Einsatz: 4.714 Stunden leisteten sie bei der Kinderfeuerwehr und sogar 8.700 Stunden bei der Jugendfeuerwehr. Die Kinder erwarben insgesamt 340 Kinderflämmchen, 334-mal absolvierten sie den Wissenstest, 122-mal die Jugendflamme.
49-mal nahmen sie an den Bayerischen und 15-mal an den Deutschen Jugendfeuerwehrmeisterschaften teil. Kirchgessner ließ darüber hinaus die Veranstaltungen des letzten Jahres Revue passieren und stellte die Pläne für 2025 vor.