Vorstellung der polizeilichen Sicherheitsbilanz 2022 für den Landkreis Miltenberg
Landkreis Miltenberg bleibt einer der sichersten Bayerns
Der Landkreis Miltenberg bleibt nach Auffassung von Polizeioberrat Robert Bauer (Leiter der Polizeiinspektion Obernburg) und Erstem Polizeihauptkommissar Karsten Heinz (Leiter der Polizeiinspektion Miltenberg) einer der sichersten Landkreise Bayerns. Belege hierfür sind nicht nur die vergleichsweise niedrige Gesamtanzahl der Straftaten, sondern auch die Aufklärungsquoten der beiden für den Landkreis zuständigen Polizeidienststellen, die mit 76,8 Prozent über dem unterfränkischen (70,3 Prozent) und bayerischen Schnitt (64,4 Prozent) liegen. Diese erfreuliche Bilanz zogen Bauer und Heinz am Dienstag, 4. April, im Landratsamt, wo sie die polizeiliche Sicherheitsbilanz des Jahres 2022, und somit das Unfall- und Kriminalitätsgeschehen im Landkreis Miltenberg, Landrat Jens Marco Scherf, der Abteilung „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ sowie der Presse vorstellten.
Heinz legte zur Darstellung der Unfallzahlen des vergangenen Jahresstatistisches Material vor. Heinz zufolge sind die Zahlen aufgrund der Corona-Einschränkungen und des in diesem Zeitraum reduzierten Verkehrsaufkommens nur schwer mit denen der Jahre 2020 und 2021 zu vergleichen, eher mit denen aus 2019. 2.865 Unfälle wurden im Jahr 2022 im Landkreis verzeichnet, 2019 waren es 3.061. Nach wie vor ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptunfallursache bei Verkehrsunfällen mit schweren Folgen. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ging die Anzahl der Unfälle mit Geschwindigkeit als Ursache zwar von 131 auf 115 zurück, die Zahl der Verletzten stieg allerdings leicht von 63 auf 64. Heinz appellierte an die Autofahrerinnen und Autofahrer, besonnen zu fahren und sich den äußeren Gegebenheiten anzupassen.
Bei Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Alkohol und Drogen liegen die Zahlen im niedrigen Bereich, die Quote der Verletzten ist aber weit höher als bei der Gesamtunfallzahl. Als „besorgniserregend“ nimmt Heinz daher den Anstieg bei Alkoholunfällen von 38 (2019) auf 47 (2022) wahr. Die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss steigt seit Jahren und lag 2022 bei zwölf mit fünf Verletzten.
Die Anzahl der bei Unfällen Verletzten stieg im Vergleich zum Jahr 2021 zwar von 407 auf 508 (+ 25 Prozent), 2019 waren es 504. Noch besser wären die Zahlen 2022 ausgefallen, wäre es nicht zum Busunfall bei Laudenbach mit 47 Verletzten gekommen. Zwei Menschen starben bei Unfällen – einmal zwischen Elsenfeld und Eichelsbach sowie in Elsenfeld.
Erfreulich: Die Zahl der Unfälle mit Motorradfahrern gingen im Vergleich zum Vorjahr von 56 auf 50 zurück. Im Gegensatz zu manchen anderslautenden Behauptungen trügen allerdings die Motorradfahrer in rund 74 Prozent der Unfälle die Hauptverantwortung, so Heinz. Da immer mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen, sei auch die Zahl der Unfälle mit Beteiligung Radfahrender gestiegen, vermeldete der Miltenberger Inspektionsleiter: So ereigneten sich 2022 135 Fahrradunfälle, an denen 154 Radfahrende beteiligt waren. An rund einem Drittel der Unfälle waren E-Bikes beteiligt, 43 Pedelecfahrende verletzten sich, 13 davon schwer. Da vor allem Menschen über 50 Jahre auf das Rad steigen, bieten die Polizeiinspektionen Obernburg und Miltenberg seit 2022 Übungstermine für Interessierte an.
Bei einem Schulwegunfall verletzte sich ein Kind leicht – ein eklatanter Rückgang im Vergleich mit 2021, wo es noch sechs solcher Unfälle mit acht Verletzten gab. Die Polizei habe daraufhin laut Heinz die Schulwegüberwachung intensiviert und war rund um Schulen und Kindergärten präsent. Erfreulicherweise sei auch die Zahl der Unfälle mit Beteiligung junger Erwachsener zwischen 18 und 24 Jahren von 283 (2019) auf 205 (2022) zurückgegangen, die Verletztenquote sei mit 26 Prozent aber höher als bei den Gesamtunfallzahlen. 275 Verkehrsunfälle seien mit Beteiligung von Seniorinnen und Senioren gemeldet worden, die Zahl der Verletzten stieg von 53 auf 71 Personen – allerdings auch aufgrund des Busunfalls.
Die Polizei werde weiterhin die Verkehrssicherheit durch präventive und repressive Maßnahmen verbessern, kündigte Heinz an. So werde man die Geschwindigkeiten an Gefahrenpunkten verstärkt messen. 2022 habe man 292-mal gemessen, verwies Heinz auf daraufhin verhängte 67 Fahrverbote, 2.595 Bußgelder und 3.062 Verwarnungen. Zum Bereich der Prävention zählt Heinz auch die Verkehrserziehung, bei der im vergangenen Jahr an 26 Schulen 1.076 Kinder unterrichtet wurden. Einen großen Dank richtete er an alle Ehrenamtlichen, die sich als Eltern- und Schülerlotsen einsetzten.
In Sachen Kriminalitätsgeschehen verwies Robert Bauer auf die sehr gute Aufklärungsquote. „Fast nirgendwo in Bayern lebt man sicherer als im Landkreis Miltenberg“, stellte er fest. So sei unter anderem die Pro-Kopf-Kriminalitätsbelastung um rund 29 Prozent niedriger als im unterfränkischen Durchschnitt, sagte er. Im Jahr 2022 wurden im Landkreis Miltenberg 3.523 Straftaten (einschließlich ausländerrechtlicher Verstöße) erfasst. Im Vergleich zum Vor-Corona- Jahr 2019 ist deren Anzahl um 529 Fälle gesunken.
Im Zehn-Jahres-Vergleich lägen die Fallzahlen dennoch auf niedrigem Niveau, so Bauer. Beim Kriminalitätsaufkommen entfiel fast ein Fünftel aller Straftaten (19,4 Prozent) auf Diebstahlsdelikte, gefolgt von den Vermögens- und Fälschungsdelikten (17,7 Prozent) sowie Rohheitsdelikten (etwa Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung, 17,3 Prozent).
Von den 2022 gemeldeten 3.523 Straftaten wurden 2.714 Fälle geklärt und 2.037 Tatverdächtige ermittelt. Wichtige Ermittlungsinstrumente, welche die Fallklärungen unterstützen, sind Bauer zufolge weiterhin die erkennungsdienstliche Behandlung sowie die Entnahme von DNA-Proben bei Straftätern. Die Polizeiinspektionen hätten darüber hinaus auch die Kriminalpolizei und die Staatsanwalt Aschaffenburg bei der Aufklärung des tödlichen Brückensprungs in Wörth sowie bei den noch laufenden Ermittlungen der SOKO Berninger, einem wiederaufgenommenen Fall aus dem Jahr 1990, unterstützt.
Nach wie vor legt die Polizei großen Wert auf die Prävention, machte Bauer am Beispiel von 186 Präventionsveranstaltungen im Jahr 2022 klar – etwa zu den Themen Drogen, Jugendkriminalität, neue Medien, Alkohol, Senioren, Verkehrssicherheit. Wichtiger Partner sei die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle Aschaffenburg. Um Callcenter-Betrug entgegenzuwirken, seien mehrere Präventionskampagnen gefahren worden. Um die Sicherheit auch auf Radwegen zu erhöhen, haben die Polizeiinspektionen mittlerweile jeweils zwei Dienst-Pedelecs, ergänzte Karsten Heinz. Damit werde man in der Radfahrsaison die Radwege befahren und Präsenz zeigen.
Ein großes Lob stattete Robert Bauer den Ehrenamtlichen der Sicherheitswacht ab, die in Miltenberg, Erlenbach, Obernburg, Elsenfeld, Niedernberg, Kleinwallstadt und Sulzbach aktiv waren. 2022 waren 22 Freiwillige mit rund 3.340 Stunden auf den Straßen unterwegs und hätten zur Stärkung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung beigetragen. Mittlerweile seien auch Amorbach, Bürgstadt, Großheubach, Kleinheubach und Wörth in den Kreis der beteiligten Gemeinden aufgenommen worden.
Um trotz steigender Einsatzbelastung weiter für die Bürger*innen ansprechbar zu sein, haben die Polizeiinspektionen Alzenau, Aschaffenburg, Miltenberg und Obernburg 2022 ein gemeinsames Konzept „Sicherheitsregion Untermain“ erarbeitet. Bauer hob dabei den durch die Polizeiinspektion Obernburg initiierten Präventions- und Kontakttag „Sommer, Sonne, Sicherheit“ hervor mit dem Hauptveranstaltungsort „Honisch Beach“ in Niedernberg.
Die Corona-Demonstrationen seien mittlerweile abgeebbt, dennoch komme es noch regelmäßig in Miltenberg zu angemeldeten Demonstrationen. Die bänden jeweils mindestens drei Polizeibeamte, stellte Karsten Heinz fest, vor allem die Anwohner*innen der Altstadt von Miltenberg seien von den Demonstrationen genervt. Das Ordnungsamt habe dagegen keine Handhabe, bedauerte Landrat Jens Marco Scherf, der sich maßvollere Demonstrationen an anderen Orten wünscht. „Wir haben hier richtig gute Polizistinnen und Polizisten“, lobte der Landrat auch im Namen der Landkreisverwaltung die sehr Arbeit der Polizei. Karsten Heinz und Robert Bauer gaben das Lob zurück: „Die Zusammenarbeit mit Landrat und Landratsamt ist hervorragend“.