Vorbereitungsklassen bringen Licht und Farbe in die Berufsschule
„Ihr könnt stolz auf eure Arbeit sein“, diesen Satz hörten die Schülerinnen und Schüler der Vorbereitungsklassen der Berufsschule Miltenberg-Obernburg am Donnerstagmorgen häufiger, als im Rahmen einer Vernissage gezeigt wurde, was sie geschaffen haben: Im Rahmen eines berufspraktischen Kunstprojekts unter Leitung von Christiane Leuner (Kunstnetz) bemalten sie zwei große Wände und brachten so Licht und Farbe in einen Teilbereich der Berufsschule in Miltenberg.
„Zum Schulbesuch gehört auch, mehr als Deutsch zu lernen“, meinte Thomas Morhard, Mitarbeiter der Schulleitung, bei der Begrüßung, es sei auch wichtig, kulturelle Erfahrungen zu sammeln wie beim Kunstprojekt. „Wir haben noch genügend Wände, die man bemalen könnte“, fand er und hoffte darauf, dass dieses Projekt noch nicht das letzte seiner Art war.
Für Landrat Jens Marco Scherf steht fest, dass jungen Menschen, die etwas lernen wollen, alle Türen offenstehen und dass sie zu Säulen des gesellschaftlichen Miteinanders werden können. Die erstellten Wände seien so schön, dass man angesichts der geplanten Generalsanierung der Schule versuchen sollte, diese zu erhalten – vielleicht in Form einer Fototapete. Es sei schön zu sehen, wenn junge Menschen ihre Schule mitgestalten, fand Scherf, „auf diese Weise hinterlassen sie auch Spuren.“ Sein großes Lob galt dem Kunstnetz in Person von Christiane Leuner, das viele Kunstprojekte organisiert hat und weiter organisieren werde, sowie allen anderen, die bei der Umsetzung halfen. „Jeder in Kunst und Bildung investierte Euro ist ein guter Euro“, fand Scherf.
Projekt-Organisatorin Monika Oswald, Lehrerin an der Berufsschule, freute sich über den Besuch des Landrats, den sie als „Zeichen der Wertschätzung“ für die Berufsschule empfand. Fünf Projekte seien zuvor bereits mit den Schülerinnen und Schülern der Vorbereitungsklassen erfolgt, blickte sie zurück, so habe man etwa die Unterführung am Lidl-Markt verschönert. Es sei wichtig, gemeinsam ein Werk zu erschaffen, fand sie. Organisatorisch seien die Projekte stets aufwendig, aber dank vielen Mithelfenden könne man diese Vorhaben gut stemmen.
Für das Kunstnetz sprach Christiane Leuner von „einem Grund zum Feiern.“ Dank Unterstützung durch Landkreis, Bezirk und Berufsschule sei es gelungen, das mittlerweile sechste Kunstprojekt zu einem guten Abschluss zu bringen. Angesichts der räumlichen Enge sei es nicht immer einfach gewesen, zusammen zu arbeiten, aber man habe das gut gemeistert, sagte sie. Ein solcher berufspraktischer Kunstworkshop diene dazu, künstlerische Fähigkeiten sichtbar zu machen. Keiner müsse am Ende Maler werden, so Leuner, aber es gehe darum, Technik zu verstehen, sie umzusetzen und sich bei der Arbeit zu konzentrieren – so wie es später einmal auf einer Arbeitsstelle auch sein werde. Hier sei es darum gegangen, nicht schnell, sondern genau zu arbeiten. „Das kann jeder lernen, er muss es nur wollen“, sagte die Kunstnetz-Vertreterin. Die Arbeit sei anstrengend gewesen, blickte sie zurück, aber man habe das vorgegebene Farbkonzept in Feinarbeit und mit gelungenen Farbübergängen sehr gut umgesetzt, lautete ihr Urteil. Dem stimmten aber auch die Schülerinnen und Schüler zu, die täglich durch die Flure gehen und die schönen Wände bewundern. Im Herbst soll es weitergehen, kündigte Leuner an. Sie übergab den Schülerinnen und Schülern Zertifikate, die sie den Bewerbungsmappen beilegen können. Vier junge Männer aus Afghanistan, die teilweise erst seit einigen Monaten in Deutschland sind, trugen in gutem Deutsch ihre Gedanken zum Kunstprojekt vor und lobten vor allem die gute Zusammenarbeit im Team. „Kunst bereichert die Welt“, sagte einer, es brauche nur Fantasie und Spaß an der Kunst. „Wir hatten viel Spaß und haben viele Erfahrungen gesammelt“, sagte er unter dem Beifall seiner Mitschülerinnen und Mitschüler.
Überrascht wurde der Landrat von mehreren Schülerinnen und Schülern, die Scherf bereits bei einem vorhergehenden Kunstprojekt besucht hatte. 31 Schülerinnen und Schüler haben mittlerweile nicht nur den Mittelschulabschluss geschafft, 15 von ihnen sogar den Quali. Sie bedankten sich beim Landrat für die Unterstützung der Kunstprojekte mit einem selbstgestalteten Plakat, auf dem jeder seine Gedanken niedergeschrieben hatte. Die Freude über den schulischen Erfolg war auch Lehrerin Monika Oswald anzumerken. Dass es so gut laufe, sei der hervorragenden Kooperation mit der Mittelschule Miltenberg zu verdanken, die gemeinsam mit der Lehrerschaft der Berufsschule die Prüfungen abnehme, lobte sie. Vorbereitet auf die Prüfung würden die Schülerinnen und Schüler in der Berufsschule, so Oswald.