Viele Fakten und Anregungen zum Thema Radverkehr

Fahrrad

Rund 30 Gäste aus Politik, Verwaltung und Fahrradverbänden haben am Mittwoch, 17. April, im großen Sitzungssaal des Landratsamts im Radforum viele interessante Fakten rund um das Thema Radverkehr im Landkreis Miltenberg erfahren und Anregungen bekommen. Nach der Begrüßung von Landrat Jens Marco Scherf ging Moderator Tim Haas zunächst auf landkreiseigene Radwegprojekte ein.

Der Radfahrbeauftragte des Landkreises stellte die Ertüchtigung des bestehenden Radwegs zwischen Amorbach und Kirchzell vor. Die finale Trassierung stehe fest, die Grunderwerbsgespräche seien abgeschlossen. „Alle Eigentümer machen mit“, freute sich Haas, der von nur mäßigen Eingriffen in die Natur sprach. Eine staatliche Förderung gebe es nicht, da die hierfür geforderte Breite des Radwegs topographisch nicht möglich sei. Er hoffte auf einen Baubeginn noch im Jahr 2024 und eine Fertigstellung bis Mitte 2025. Der Weg soll durchgehend mit einer Asphaltoberfläche versehen werden, sodass die im Radverkehrskonzept geforderte Alltagstauglichkeit gegeben sei.

Damit der Radweg zwischen Elsenfeld und Hofstetten realisiert werden kann, müssten noch letzte Grundstücksfragen geklärt werden, so Haas. Der Radweg soll mit Mitteln aus dem Sonderprogramm Stadt und Land gefördert werden. Der kreisstraßenbegleitende Abschnitt zwischen Hofstetten und dem Kreisverkehr an der Judas Thaddäus-Kirche liegt in der Baulast des Kreises, der Anschluss von dort zum Ortskern obliegt dem Markt Elsenfeld, welcher ebenfalls an dessen Realisierung arbeitet.

Auch der kreisstraßenbegleitende Radweg zwischen Rüdenau und Kleinheubach soll im Zuge der Straßensanierung möglichst bald gebaut werden. Der Grunderwerb sei auf einem guten Weg und nur noch wenige Eigentümer zu überzeugen, so Haas. Der Weg soll 2,50 Meter breit und ganzjährig nutzbar sein, da ein Winterdienst vorgesehen ist. Wann es mit den Arbeiten losgeht, hängt davon ab, wann die notwendige Sanierung der Kreisstraße nach Rüdenau im Kreishaushalt berücksichtigt werden kann.

Viele Fakten und Anregungen zum Thema Radverkehr
Zahlreiche Informationen zum Thema Radverkehr bekamen die Gäste des Radforums im Miltenberger Landratsamt vermittelt. Hier erläuterte Schneebergs Bürgermeister Kurt Repp, wie seine Gemeinde eine solarbetriebene Radwegbeleuchtung installiert hat. Foto: Winfried Zang

Da die Verwaltung im Auftrag des Kreistages aufgrund der angespannten Finanzlage in allen Bereichen nach Einsparpotenzialen suchen muss, ist auch der Radverkehr betroffen. So habe der Ausschuss für Energie, Bau und Verkehr beschlossen, vorerst keine neuen Landkreis-Radverkehrsprojekte anzugehen und die kreiseigene Förderung von 35 Prozent für Projekte der Landkreiskommunen auszusetzen. Die Förderung durch den Landkreis wurde zu einem Zeitpunkt eingeführt, als es noch keine staatliche Förderung gab.

Der Landkreis sei in die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen aufgenommen worden, sagte Haas. Eine vorherige Befahrung des Radwegnetzes durch eine Expertenkommission habe viele positive Punkte aufgezeigt. Auch wurden im Zuge der Aufnahme weitere Hausaufgaben für den Landkreis vereinbart, etwa eine erneute Modal-Split-Erhebung (Anteil von Rad- und Fußverkehr am gesamten Verkehrsaufkommen) und noch mehr Öffentlichkeitsarbeit für den Radverkehr.

Eine dieser öffentlichkeitswirksamen Aktionen ist das Stadtradeln. Hier werde sich der Landkreis Miltenberg wieder beteiligen, kündigte der Radfahrbeauftragte an, der vom 5. bis 25. Juli 2024 auf möglichst viele Radfahrende hofft. Zuletzt waren es 1.260 aus 13 Landkreiskommunen mit 206.700 Fahrradkilometern.

Wie eine Kommune mit überschaubarem Finanzaufwand eine gute Radwegbeleuchtung herstellen kann, zeigte Schneebergs Bürgermeister Kurt Repp, dessen Gemeinde einen dunklen Teil des Radwegs mit sieben Solarleuchten ausgestattet hat. Sensoren zeigen nun Bewegungen auf und schalten dann alle Leuchten ein. Zwei Minuten, nachdem keine Bewegung mehr erkennbar ist, schalten die Leuchten wieder ab. Die Lampen funktionieren sehr gut, so Repps Erkenntnis. Dank Fernwartung können eventuelle Fehler innerhalb kürzester Zeit behoben werden. Das Licht sei insektenfreundlich, ergänzte er, auch im Winter funktionierten die Leuchten problemlos. Die Akkus hielten bis zu 15 Jahre, die Solarmodule bis zu 30 Jahre. Abzüglich einer Förderung durch den Landkreis hat die komplette Beleuchtung 15.000 Euro für sieben Anlagen gekostet. Eine Fortsetzung des Projekts ist aktuell noch unsicher, da auch hier erst Finanzmittel im Gemeindehaushalt vorhanden sein muss und auch die Landkreisförderung ausgesetzt ist.

Alexander Henn (Stadtbauamt Miltenberg) stellte den mainparallelen Radweg von Miltenberg nach Kleinheubach vor, in dessen Verlauf auch eine neue Brücke über die Mud installiert wurde. Das Radverkehrskonzept habe hierfür wichtige Impulse gegeben, in der Stadt habe der Arbeitskreis Radverkehr viel dazu beigetragen. Zwei Millionen Euro habe das Projekt gekostet, eine Million Euro seien an Zuschüssen vom Bund und Landkreis geflossen, trug Henn vor. Der Radweg sei mindestens drei Meter breit, teilweise sogar vier Meter. Spatenstich sei am 15. Oktober 2021 gewesen, im August 2022 sei die Strecke für den Verkehr freigegeben worden. Der Radweg soll vom Blindengarten bis nach Kleinheubach weiter verbessert werden, unter anderem mit einer Beleuchtung.

Zum Thema Eltern-Taxis war aus dem Landkreis Gütersloh Kim Rother zugeschaltet. Sie informierte über den erfolgreichen Abschluss eines Projekts, das zum Ziel gehabt habe, die Verkehrssicherheitsprobleme vor der Schule und den Schulwegen zu reduzieren. 25 Schulen hätten sich für das Projekt beworben, fünf Grundschulen seien ausgewählt worden. Das Projekt „Lass(t) uns laufen – weniger Eltern-Taxis an unserer Schule“ sei gut vorbereitet und den Schulen, Bürgermeistern und Eltern kommuniziert worden, so Rother. Man habe Hol- und Bringzonen in der Umgebung der Schulen eingerichtet und diese farblich deutlich gekennzeichnet, erzählte Rother. Auch ein „Verkehrszähmer“-Programm, ein ganzheitliches Schulwegkonzept für Kinder, habe man etabliert. Dieses vermittelt Mobilitätskompetenz und belohnt die Schülerinnen und Schüler sowie die gesamte Klasse, wenn viele nicht mit dem Auto zur Schule kommen. Viele weitere Maßnahmen hätten dazu beigetragen, dass sich die Wahl des Verkehrsmittels an den Pilotschulen bedeutend geändert habe, bilanzierte Rother. Das Ziel, weniger Autos vor den Schulen zu bekommen, habe man erreicht. Das habe eine Überprüfung ergeben. Allerdings müsse das Projekt regelmäßig neu initiiert werden, denn in jedem Schuljahr kommen neue Eltern sowie Schülerinnen und Schüler dazu. Ausführliche Informationen zum Vorgehen im Kreis Gütersloh sind unter www.kreis-guetersloh.de/themen/energie-klima/klimabildung/lass-t-uns-laufen-weniger-elterntaxis-an-meiner-schule/ abzurufen. Tim Haas dankte Rother für den wichtigen Impuls. Auch im Landkreis Miltenberg wolle man Eltern-Taxis einschränken – etwa rund um das Schulzentrum in Elsenfeld, in dessen Verkehrsbereich zum aktuellen Zeitpunkt eine Verkehrserhebung die Grundlage für weitere Umplanungen liefert.

Wie das Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg zur Klimaschule wurde, erklärten die Lehrkräfte Claudia Jörg und Ekkehard Schäfer. Dazu seien zunächst zehn Schritte absolviert worden – etwa die Einbindung der Schulgremien, die Bestimmung des CO2-Fußabdrucks und die Erarbeitung eines Klimaschutzplans mit den acht Handlungsfeldern Abfall, Einkauf, Ernährung, Kommunikation und Vernetzung, Kompensation und Kohlenstoff-Bindung, Mobilität, Strom und Wärme. Im Vorfeld sei dabei aufgefallen, dass alleine die Mobilität fast drei Viertel des CO2-Anfalls an der Schule ausmache, so Ekkehard Schäfer: 37 Prozent entfallen auf den Schulweg der Schüler:innen, 18 Prozent auf den der Lehrkräfte und 19 Prozent auf Klassenfahrten. Eine Reaktion darauf sei gewesen, die Skikurse abzuschaffen und stattdessen beispielsweise eine Sommersportwoche einzuführen. Am Stadtradeln beteilige man sich jedes Jahr, auch versuche man, die Zahl der Eltern-Taxis durch Aufklärung zu verringern. Mit vielen weiteren Beispielen zeigten Jörg und Schäfer, wie sie es am Ende schafften, als „Klimaschule in Silber“ ausgezeichnet zu werden und damit die ursprünglichen Erwartungen sogar übertroffen werden konnten.

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