Viel Engagement für den Tourismus

Foto: Winfried Zang

Vier touristische Arbeitsgemeinschaften (TAG) gibt es im Landkreis Miltenberg, jeweils mit unterschiedlichen regionalen Zuschnitten. Welche Arbeit sie leisten, wurde in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus mit Schwerpunkt auf dem Thema Tourismus deutlich.

Nach einleitenden Worten von Landrat Jens Marco Scherf zur Tourismusstruktur stellte Kornelia Horn die TAG Bayerischer Odenwald vor, die als eingetragener Verein mit den Kommunen Amorbach, Schneeberg, Kirchzell, Weilbach, Laudenbach und Rüdenau sowie Vereinen und Unternehmen agiert. Der Verein hat als Zweck die „Pflege und Förderung von Wirtschaft und Tourismus im bayerischen Odenwald“ angegeben und will die Region unter anderem als hervorragenden Wohn- und Wirtschaftsstandort sowie attraktives Reiseziel darstellen. Dazu kooperiert die TAG kreis- und länderübergreifend mit anderen Arbeitsgemeinschaften zum Zweck der Tourismus- und Wirtschaftsförderung. Zentrale Schnittstelle ist das Informationszentrum in Amorbach. Hier wird die touristische Infrastruktur in den Mitgliedskommunen weiterentwickelt, Qualitätsrundwanderwege und Mountainbike-Strecken werden ausgewiesen, die Beherbergungsbetriebe werden an das Buchungssystem der Destination Odenwald-Bergstraße angeschlossen und touristische Angebote werden entwickelt, um nur einige Aspekte zu nennen. Die Entwicklung von Publikationen, das Marketing über soziale Medien, Messeauftritte gemeinsam mit der Destination Odenwald-Bergstraße gehören ebenfalls dazu, zudem ist man seit 2023 für das Kabarettfestival „Sommerrausch“ verantwortlich. Als Ziel verfolgt man unter anderem die Zertifizierung als Qualitätsregion „Wanderbares Deutschland“, die Entwicklung von Führungen im TAG-Gebiet wird vorangetrieben sowie die Akquise von Reiseveranstaltern. Das Führungsangebot werde in Portalen wie Tripadvisor sehr gelobt, freute sich Horn. Die Umsätze über das Buchungssystem steigen seit 2020 wieder deutlich, die Vor-Corona-Zahlen seien aber noch nicht erreicht, bedauerte sie. Gute Erfahrungen mache man auch mit dem gemeinsamen Veranstaltungskalender Bayerischer Odenwald.

„Quasi aus dem Nichts entstanden“ ist laut Mömlingens Bürgermeister Siegfried Scholtka die TAG Munteres Mümlingtal, in der neben Mömlingen auch hessische Kommunen wie Breuberg, Höchst, Lützelbach, Brombachtal und Bad König kooperieren. Gemeinsam habe man vor der Gründung der TAG die Angebote zusammengetragen, ein pfiffiges Logo entwickelt und eine Internetseite aufgebaut, blickte er zurück. Offiziell gegründet worden sei der Verein „Munteres Mümlingtal“ am 14. Juni 2023, die TAG hatte dies bereits 2018 getan. Zurzeit warte man auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit, so Scholtka. In Mömlingen gebe es mittlerweile zwölf Ferienwohnungen, die zu 80 Prozent gebucht sind, freute er sich und stellte fest, dass man auch in sozialen Medien wie Facebook aktiv sei. Die Tourist-Info befinde sich in Bad König, da aufgrund der dortigen Therme viele Gäste erreicht würden. Als Zielgruppe habe man Wanderer und Wanderinnen, Naturgenießer:innen und Familien identifiziert. Gemeinsam habe man mehrere Broschüren entwickelt, sagte er und erwähnte auch einen sich regelmäßig treffenden Arbeitskreis, der neue Angebote etablieren will. Ideen gebe es zur Genüge, so der Mömlingener Bürgermeister.

Seit 2007 gibt es den Touristikverband Räuberland mit den Kommunen Dammbach, Eschau, Heimbuchenthal, Leidersbach, Mespelbrunn und Rothenbuch, so Andrea Kaup. Dazu gehörten auch 148 Mitglieder aus der Wirtschaft mit großen Unternehmen als Partnern. Die Broschüren habe man an das Design des Tourismusverbands Spessart-Mainland angelehnt und mit einem dunklen Grün versehen im Gegensatz zum Blau des Tourismusverbands. Die Besucherzahlen seien seit 2020 gestiegen und hätten im vergangenen Jahr sogar mit 2.577 die Vor-Corona-Zahlen getoppt, freute sie sich. In 2023 seien 1.930 telefonischen Anfragen aufgelaufen, 1.742 Prospekte seien verschickt worden. Die Übernachtungszahlen seien seit 2020 ebenfalls gestiegen, aber aufgrund statistischer Feinheiten nicht vollständig in den offiziellen Zahlen erfasst. Stolz sei man, dass man zu den acht Qualitätsregionen „Wanderbares Deutschland“ gehört, sagte Kaup.

Aus dem Regionalbudget 2021 habe man unter anderem eine Räubertour entwickelt und die Qualitätstouren „RÄUBERpfade“ markiert. Auf Messen treten man gemeinsam mit Spessart-Mainland auf, nehme aber auch an anderen Messen und Aktionen teil. Als besonders erfolgreich habe sich die BR-Wanderwoche im vergangenen Jahr erwiesen, freute sie sich und lobte die gemeinsame Anstrengung aller Mitglieder. Neben dem Fernsehen arbeite man auch mit Influencern und Bloggern zusammen, mit Spessart-Mainland kooperiere man auch mit einer gemeinsamen Datenbank etwa beim Veranstaltungskalender. In der Presse sei man regelmäßig mit Artikeln vertreten, Facebook, Instagram, Pinterest und YouTube würden ebenfalls genutzt.

Die größte TAG im Landkreis, Churfranken, hat laut Brigitte Duffeck zurzeit 356 Mitglieder aus dem Bereich Tourismus und elf aus der Wirtschaft. In 2023 habe es in Betrieben über zehn Betten 284.809 Übernachtungen gegeben, bei Privatvermietern rund 24.000. Sowohl mit Printprodukten wie auch im Internet und in sozialen Medien werbe man für die Region. Der steigende Anteil versendeter Broschüren habe allerdings den Nachteil, dass die Druckkosten stetig stiegen. Daher habe man die Printwerbung deutlich zurückgefahren und konzentriere sich lieber auf die Einladung qualifizierter Journalisten, damit diese in reichweitenstarken Publikationen über die Region schreiben. Das habe sich als erfolgreich erwiesen, sagte Duffeck. Sie verwies darauf, dass man mit teilweise seitenlangen Berichten insgesamt fast eine Million Euro eingespart habe gegenüber den entsprechenden Kosten für Werbung. Als Glücksfall für die TAG habe sich die Deutsche Weinkönigin Eva Brockmann erwiesen, mit der man in ganz Deutschland geworben habe. Von ihrem „supertollen Job“ habe auch die Region profitiert, sagte Duffeck, „Eva war ein Segen für uns.“ Mit Spessart-Mainland habe man erfolgreich kooperiert, nannte sie etwa das Spezl-Camp mit enormer Werbereichweite. Mit Spessart-Mainland nutze man auch gemeinsam Daten von Veranstaltungen, Übernachtungsbetrieben, Winzern und viele mehr. Neu habe man den Bereich Wirtschaft ins Leben gerufen, sagte Duffeck und nannte mehrere Aktionen, die Fachkräfte in die Region locken sollen. Als erfolgreich habe sich ein Career Hike erwiesen: Eine gemeinsame Veranstaltung mit der TH Aschaffenburg und der ZENTEC, wo interessierte junge Leute mit Vertretern der Wirtschaft wandern, vespern und miteinander reden.

Am Ende freute sich Landrat Jens Marco Scherf, dass man mit der Vorstellung der Arbeitsgemeinschaften Transparenz hergestellt habe, was in der Region geleistet wird und wie viel haupt- und ehrenamtliches Engagement dahintersteckt.

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