Verpflegung an Landkreisschulen im Fokus

Nahezu alle Ernährungsfachleute sind sich einig: Gesund soll das Essen sein, nachhaltig und biologisch.

Es darf gerne fleischfrei sein, Zutaten sollten regional und/oder aus fair gehandelten Lebensmitteln bestehen. Doch kann eine solche Verpflegung für Kindertagesstätten und Schulen gelingen, so dass jeder zufrieden ist?

Deshalb stand die Frage, wie Schülerinnen und Schüler der Schulen in Trägerschaft des Landkreises fair, regional und biologisch verpflegt werden können, am Mittwoch, 25. Januar, im Mittelpunkt einer Veranstaltung am Miltenberger Johannes-Butzbach-Gymnasium. Hier trafen sich rund 25 Vertreterinnen und Vertreter von Schulleitungen, Schülerschaft und Elternbeirat, von Essensanbietern und von regionalen Lebensmittelerzeugern und Lebensmittelhändlern. Sie wollten der Frage nachgehen, was es braucht, damit das oben genannte Ernährungskonzept umgesetzt werden kann.

Alternativer Test von JM

Regionale Produkte gibt es im Landkreis Miltenberg in großer Vielfalt. Die Speisen sehen nicht nur gut aus, sondern schmeckten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch hervorragend. Foto: Winfried Zang

Die Ernährung an den Schulen sei eine Gratwanderung, wusste JBG-Schulleiter Ansgar Stich, der von den Anforderungen an Güte und Qualität des Essens auf der einen Seite sprach, zum anderen müssten die Speisen auch bezahlbar sein. Für Landrat Jens Marco Scherf ist es wichtig, mehr regionale Lebensmittel bei der Ernährung zu bevorzugen und es gelte, um bezahlbares Essen zu ringen. In der Praxis bedeute dies viele Schwierigkeiten, so der Landrat. Gemeinsam werde man aber einen Weg finden, mehr gesundes Essen anzubieten mit regionalen, biologischen und fair gehandelten Lebensmitteln, zeigte er sich überzeugt.

Christine Zehnter (Amt für Landwirtschaft und Ernährung) stellte die Leitlinien der bayerischen Kita- und Schulverpflegung vor und informierte über die Ansprüche an die Verpflegung. Beim Essen komme es auf viele Faktoren an, erklärte sie: Es soll gut aussehen, qualitativ hochwertig sein, gut schmecken, in ansprechender Atmosphäre serviert werden, nachhaltig und gesund sein, der Preis muss stimmen, aber auch die Anbieter müssen wirtschaftlich arbeiten – um nur einige Anforderungen zu nennen. Ernährung habe einen großen Einfluss nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch die Gesundheit des Planeten, verwies sie auf Aspekte wie etwa das Klima, die biologische Vielfalt, die Qualität von Böden und Gewässern, das Trinkwasser sowie die Lebensqualität vor Ort und in anderen Teilen der Welt.

Große Bedeutung komme daher biologisch erzeugten und regionalen Lebensmitteln zu, die „gelebter Umweltschutz“ seien, die Erwartungen von Eltern und Schülern zu nachhaltiger Verpflegung erfüllen und die auch die artgerechte Tierhaltung sowie nachvollziehbare Lieferketten fördern. Die Transportwege würden verringert, auch würden Arbeitsplätze in der Region geschaffen und gesichert. Zehnter stellte darüber hinaus die unterschiedlichen Bio- und Regionalsiegel vor und zitierte aus dem Ministerratsbeschluss Bayerns, wonach bis zum Jahr 2030 ein Regio- und/oder Bio-Anteil von 50 Prozent in allen öffentlichen Kantinen in Bayern umgesetzt werden soll.

In mehreren Arbeitsgruppen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie eine gesunde Ernährung möglich sein soll, welche Hindernisse dafür beseitigt werden müssen und welchen Beitrag die verschiedenen Akteurinnen und Akteure dazu leisten können.

Von Seiten der Schulleitungen würde man sich regelmäßige Treffen mit allen Beteiligten wünschen, das Bewusstsein für gesunde Ernährung müsse geschaffen werden und man kann sich auch gut vorstellen, Aktionswochen in den Mensen zu organisieren. Das Essen müsse bezahlbar sein, die Essensmengen sollten auf die Schüler abgestimmt werden und das Essen sollte auch gut aussehen, meinten einige Schülerinnen. Das Essen müsse allerdings nicht fleischfrei sein, denn zu den Lieblingsspeisen gehörten auch Cordon Bleu, Chili con Carne und Schnitzel. Käsespätzle, vegetarische Frikadellen und Süßkartoffel-Pommes stünden ebenfalls hoch im Kurs. Viele, vor allem ältere Schüler, wünschten sich auch Essen zum Mitnehmen. Dazu ergänzte Christine Zehnter, dass das Essen auch von guten Rahmenbedingungen abhänge. Es brauche vielleicht eine längere Pause, auch genügend Sitzplätze in den Mensen.

„Das Essen muss bezahlbar bleiben“, hieß es von Seiten des Elternbeirats, es müsse zudem abwechslungsreich und ausgewogen sein, man müsse satt werden und man sollte auch darüber informieren, woher die Zutaten zum Essen kommen. Das sah auch Landrat Jens Marco Scherf so: „Es dürfte kein Problem sein, etwa bei Fleischgerichten anzugeben,welcher Landwirt das Fleisch geliefert hat.“ Auf die Frage, ob der Landkreis zum Essen einen Zuschuss leistet, antwortete Scherf, dass dem Landkreis selbst Zuschüsse nicht möglich sind. Aber, hoffte der Landrat, vielleicht tue sich ja wegen der Aktualität des Themas Ernährung diesbezüglich etwas auf Länder- oder Bundesebene.

Die Speisenanbieter selbst bemühen sich bereits jetzt, regional erzeugte Produkte wie Brot und Brötchen, Fleisch, Gemüse und Obst sowie fair gehandelte Lebensmittel wie Kaffee und Tee zu verwenden. Sie stehen allerdings in Konkurrenz zu Fastfood-Anbietern, was die Kalkulation erschwert. Sie fordern eine ehrliche Diskussion mit allen Beteiligten ein, was die Verwendung von regionalen, ökologischen und fairen Produkten im Endeffekt bedeutet – etwa im Hinblick auf den Preis, den sie verlangen müssen. Ein warmes Essen schlägt nach Auskunft der anwesenden Mensa-Betreiber zurzeit mit 3,50 bis 4,50 Euro zu Buche.
Aus Äußerungen der Produzenten und Händler wurde ersichtlich, dass es in der Region viele regionale Produkte gibt – etwa Käse, Kartoffeln, Nudeln, Apfelsaft, Gewürze, Milchprodukte und Wurst. Es gebe noch viele Handwerksbäckereien und etwa 20 Metzger, die selbst schlachten. An Auswahl fehlt es folglich nicht, aber die Produzenten und Händler sehen sich vor allem bei der täglichen Auslieferung gefordert, die Personal- und Sachkosten verursacht.

Landrat Jens Marco Scherf freute sich am Ende über eine lebhafte Diskussion und hoffte, dass die dabei entstandenen kleinen Netzwerke erhalten und ausgebaut werden. Der Landkreis werde die aufgenommenen Punkte bewerten und schauen, ob er von seiner Seite aus etwas verbessern und das Thema „gesunde Ernährung“ in Bewegung bringen kann. Jede Schule müsse für sich entscheiden, was sie tun will, sagte Christine Zehnter in ihrem Schlusswort. Sie schlug vor, an jeder Schulen Essensgremien einzurichten und alle Seiten frühzeitig zu informieren und auf dem Weg mitzunehmen. „Miteinander sprechen und das möglichst unideologisch“, lautete der abschließend Rat von Schulleiter Ansgar Stich.

In kleinen Gruppen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie gute Verpflegung in den Landkreisschulen gelingen kann. Anschließend stellten sie die Ergebnisse vor. Foto: Winfried Zang

In kleinen Gruppen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie gute Verpflegung in den Landkreisschulen gelingen kann. Anschließend stellten sie die Ergebnisse vor. Foto: Winfried Zang

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