Theaterstück „Icebreaker“ sensibilisiert für Thema Depression im Jugendalter
Ist ein junger Mensch einfach nur schlecht drauf oder steckt gar eine Depression dahinter? Das ist für Eltern, Lehrer und Mitschüler*innen gar nicht einfach zu erkennen, so die Erkenntnis des Theaterstücks „Icebreaker“, das in der Aula des Hermann-Staudinger-Gymnasiums (HSG) mehrmals aufgeführt wurde. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Wenn eine Depression frühzeitig erkannt wird, ist sie sehr gut heilbar!
Da ist es gut, dass es das pädagogische Theaterstück „Icebreaker“ von Jean-Francois Drozak gibt, das speziell für Schulen entwickelt wurde und die Schülerinnen und Schüler für das Thema Depression sensibilisiert. Die Fachstelle Suchtprävention des Landratsamtes Miltenberg holte in Kooperation mit der AOK das Theaterstück in den Landkreis, da es für die Aktionstage „Depression im Kindes- und Jugendalter“ eine perfekte Ergänzung darstellte. Es sei wichtig, sich früh mit dem Thema zu beschäftigen, stellte der Direktor der AOK Aschaffenburg, Alexander Starz, am Freitag, 24. März, im HSG fest, denn die Zahl der Depressionen habe zugenommen und Corona habe den Trend verstärkt. „Je eher man etwas merkt, desto besser kann man etwas dagegen tun“, führte er in das von der AOK geförderte Theaterstück ein. Gemeinsam mit mehreren Mitarbeiter*innen und Rudi Großmann (Erlenbach), der als Arbeitnehmervertreter im AOK-Direktionsbeirat sitzt, verfolgte er das Stück aufmerksam.
Dass auch die Landespolitik das Thema wahrgenommen hat, beweist die Tatsache, dass Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und Kultusminister Professor Dr. Michael Piazolo die Schirmherrschaft übernommen haben. Und auch der Bayerische Rundfunk zeichnete das „Icebreaker“-Projekt bereits mit dem ersten Preis als „Gutes Beispiel“ aus.
Das Besondere am Theaterstück ist, dass es von Schüler*innen einstudiert wurde: Im konkreten Fall probten acht Schüler*innen des HSG und der Barbarossa-Mittelschule drei Tage lang für jeweils acht Stunden das Stück gemeinsam ein und brachten es auf der Bühne dar. Ziel ist es, im übertragenen Sinn das Eis zu brechen, das Thema Depression aus der Stigmatisierung zu holen, darüber zu reden und Betroffenen Hilfe anzubieten.
„Icebreaker“ ist auch in einer anderen Hinsicht besonders: Nach einzelnen Szenen stoppt das Stück, Jean-Francois Drozak wendet sich an das „Facharzt-Kollegium“ im Publikum und will wissen, ob im Verhalten der beiden Akteure Robert und Anna auf der Bühne Anzeichen erkennbar sind, ob einer depressiv ist. Als Hilfe kann jeder Schüler und jede Schülerin eine Checkliste zurate ziehen, die sie in die Hand gedrückt bekommen.
- Ist jemand ohne Grund bedrückt und mutlos?
- Hat er oder sie keine Freude mehr an Dingen, die ihm oder ihr sonst Spaß machen?
- Hat man Angst vor der Zukunft?
- Trifft man sich nicht mehr mit Freunden?
- Hat man keinen Appetit mehr?
- . . .
14 solche Fragen stehen auf der Liste und, so erklärt Drozak, sollte man fünf oder mehr Fragen bejahen, sollte man mit einer Vertrauensperson reden – am besten mit Lehrkräften oder Eltern.
Drozak verstand es, locker und mit verständlicher Sprache die Schüler*innen mitzunehmen, mit ihnen über die Pubertät und die mitunter schwankenden Gefühle zu reden. Er forderte die Mädchen dazu auf, den Influencerinnen in den sozialen Medien nicht zu folgen, denn die wollten nur Geld verdienen. „Jeder von euch ist perfekt, so wie er ist“ rief er den Mädchen zu. Mal himmelhoch jauchzend, mal zutiefst betrübt – das sei normal in der Pubertät. Man müsse aber aufmerksam verfolgen, ob solche hormonellen Ausbrüche wieder vorbeigehen oder dauerhaft bleiben – im letzteren Fall sollte man mit Vertrauten darüber reden. „Ihr müsst das Theaterstück auch nicht aushalten“, erklärte Drozak. Wem es zu sehr an die Nieren geht und wer hinausgehen will, dürfe das gerne tun, sagte er, eine Lehrkraft werde den Schüler oder die Schülerin dann begleiten. Wer auf der Bühne die depressive Figur spielte und ob die Schülerinnen und Schüler mit ihren Einschätzungen richtig lagen, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn das Stück kommt ja vielleicht auch an andere Schulen. Aber soviel sei gesagt: Die feinen Nuancen in den Tonlagen der beiden Hauptakteure wurden durchaus wahrgenommen.
Wer Redebedarf hat, sollte zur Schulpsychologin gehen, empfahl der Theatermacher, das sei in Erlenbach eine sehr nette und verständnisvolle Frau, die auch zum Stillschweigen verpflichtet sei.
Mit großem Applaus verabschiedete das Publikum nach gut eineinhalb Stunden die acht jungen Akteurinnen und Akteure auf der Bühne. Sie haben ihre Sache wirklich toll gemacht und gezeigt, dass das Thema Depression wichtig und beherrschbar ist. Es braucht nur den Mut, sich an Vertraute zu wenden, dann ist das Leben bald wieder lebenswert.