RMG Rohstoffmanagement und Remondis fahren künftig Müll ab

Nachdem die Müllabfuhrverträge im Landkreis Miltenberg zum 30. Juni 2024 enden und die europaweite Ausschreibung für die Zeit vom 1. Juli 2024 bis Ende Juni 2030 erfolgreich war, haben sich am Montag, 27. November, die zwei Firmen, die den Zuschlag bekommen haben, im Ausschuss für Natur- und Umweltschutz vorgestellt. Zuvor unterschrieben Landrat Jens Marco Scherf sowie der Geschäftsführer der Firma RMG Rohstoffmanagement, Klaus Kögel, und die Verantwortlichen der Firma Remondis, André Rußig und Jan van Delden, die Verträge.

In der Ausschreibung waren die Abfuhrleistungen in Lose aufgeteilt worden, um auch mittelständischen Firmen die Chance zur Beteiligung an der Ausschreibung zu geben. Ausgeschrieben waren die Lose 1 (Restmüll mit Behältermanagement, 2 (Bioabfall), 3 (Papier, Pappe und Kartonage, PPK), 4 (Sperrmüll) sowie das Kombinationslos 5 mit allen Leistungen der Lose 1 bis 4. Der Zuschlag für die Müllabfuhrleistungen wurde auf die günstigsten Angebote erteilt, was den Angeboten auf die einzelnen Lose entsprach.

Unterzeichnung der neuen Müllabfuhrverträge mit (von links) Jan van Delden und André Rußig (beide Remondis), Landrat Jens Marco Scherf sowie Klaus Kögel und Fabian von Monts (beide RMG Rohstoffmanagement). Foto: Winfried Zang

Demnach übernimm die Firma RMG Rohstoffmanagement (Eltville) die Abfuhr der Restmülltonnen mit Behälteränderungsdienst und die Abholung der Biotonnen, die Papiertonnen sowie bestellte Sperrmüll-, Altholz- und Elektrogroßgeräteabholungen übernimmt weiter die Firma Remondis, Region Südwest. Beide Firmen haben ihre Betriebshöfe in Kleinwallstadt – Remondis im Daimlerring 7, RMG in der Dieselstraße 4.

In der Ausschusssitzung stellte zunächst der geschäftsführende Gesellschafter der Firma RMG, Diplom-Ingenieur Klaus Kögel, sein 2001 gegründetes Unternehmen vor, das an 18 Standorten 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Der Fuhrpark besteht aus 180 Sammelfahrzeugen, erklärte er und sagte, dass die Fahrzeuge für die Abfuhr des Bioabfalls Neufahrzeuge sein werden, die für die Restmüllabfuhr seien Bestandsfahrzeuge. RMG sei zurzeit in 23 Landkreisen mit 6,6 Millionen Einwohnern tätig, aber das Unternehmen sei auch im Recycling von Müllverbrennungsschlacken aktiv sowie im Recycling von Nicht-Eisen-Metallen und der Verwertung von Altpapier für kommunale Auftraggeber.

Für die Firma Remondis, Region Südwest, stellte Jan van Delden, seit 15 Jahren bei Remondis im Landkreis Miltenberg als Projektleiter der kommunalen Abfuhr tätig, seine Firma vor, die vor allem in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordbaden und Unterfranken aktiv ist. Remondis beschäftige insgesamt 4.242 Mitarbeiter, davon in der Region Südwest 360 mit 180 Fahrzeugen. Seit 2008 sei man im Landkreis Miltenberg tätig – zunächst in Obernburg und seit 2015 am Standort Kleinwallstadt auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern. Hier seien rund 80 Mitarbeitende beschäftigt, bis zu 40 Fahrzeuge stünden bereit. Aufgrund benachbarter Standorte könnten Personal und Fahrzeuge herbeigezogen werden, sollte das notwendig werden.

Die kommunale Abfallwirtschaft im Landkreis beschäftige sich mit der Weiterentwicklung der Öffentlichkeitsarbeit, informierte Ruth Heim den Ausschuss. Die Neuvergabe der Müllabfuhrverträge nehme man zum Anlass, mit Hilfe eines externen Büros die Öffentlichkeitsarbeit neu zu konzipieren, sagte sie und kündigte unter anderem eine „Verjüngung“ an mit der Nutzung sozialer Medien. Man sei gerade in der Umsetzungsphase, informierte sie und verwies auf die Wichtigkeit, die Bevölkerung umfassend zu informieren. So werde man die Deckelaufkleber auf den Restmülltonnen erneuern mit informativen Darstellungen, welche Gegenstände und Stoffe nicht in die Tonne dürfen.

Ein weiterer Aufkleber werde von Februar 2024 an aufgebracht. Dieser werde darauf hinweisen, dass die Restmülltonne vom 1. Juli 2024 an nur noch vierwöchentlich geleert wird. Der Ausschuss habe ein Volumen von sechs Liter Abfall pro Person und Woche zugrundegelegt und dementsprechend ein Mindestvolumen der Müllbehälter festgelegt, sagte sie, die bayerische Mustersatzung empfehle sogar nur fünf Liter. Wenn man aber auf das sogenannte Sollvolumen umstellen würde, könnte man Menschen, die mit einem geringeren Volumen zurechtkommen, die Anmeldung kleinerer Tonnen ermöglichen. Das spare ihnen Geld und belohne sie für gelebte Eigenverantwortung, so Heim. Sie stellte aber auch klar: Wer mehr Volumen benötigt, kann eine größere Tonne bekommen – dann aber muss er für mehr Abfall auch mehr bezahlen.

Man suche auch Testpersonen die über ihre Erfahrungen mit Abfallvermeidung, Abfalltrennung und weitere wichtige Fragen zur Abfallwirtschaft in Form sogenannter Testimonials berichten. Dieses Marketingmittel dient dazu, glaubwürdige Botschaften zu vermitteln. Eine interaktive Broschüre ist geplant, diese soll aber auch in gedruckter Form zugänglich sein. Die gemeindlichen Mitteilungsblätter werde man weiterhin für die Verbreitung der Botschaften der Abfallwirtschaft nutzen, kündigte Heim an, die Gemeinden hätten ihre Unterstützung hierfür zugesagt. Auch die Homepage des Landkreises soll wichtige Informationen vermitteln. Sie bot zudem an, auch in die Schulen zu gehen und dort über essenzielle Themen der Abfallentsorgung zu informieren. Heim informierte den Ausschuss in der Folge über die öffentlich-rechtliche Vereinbarung mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft Raum Würzburg über die Entsorgung von künstlichen Mineralfaserabfällen und asbesthaltigen Abfällen. Darin war vereinbart worden, dass der Zweckverband gewisse Mengen der genannten Stoffe bei der Kreismülldeponie Guggenberg gegen Entgelt anliefern darf. Die bislang gebrachten Mengen seien gut zu bewerkstelligen, sagte sie, sie beeinträchtigten die Entsorgungssicherheit für mineralische Abfälle im Landkreis Miltenberg nicht. Das ausgebaute Deponievolumen habe eine Restlaufzeit von gut 30 Jahren. Bislang habe der Zweckverband 599 Tonnen künstliche Mineralfaserabfälle und 253 Tonnen asbesthaltige Abfälle angeliefert. Diese Mengen lägen weit unter den vertraglich vereinbarten Mengen, fasste sie zusammen.

Eine längere Diskussion entspann sich um die Beteiligung des Landkreises am Streuobstprojekt Schlaraffenburger. Mehrheitlich sprach sich der Ausschuss gegen die Bereitstellung von 10.000 Euro jährlich aus, auch wenn die Aktivitäten des Projekts mehrheitlich begrüßt wurden und die Beteiligung grundsätzlich als positiv empfunden wurde. Die Entscheidung gegen die Zuwendung wurde auch vor dem Hintergrund getroffen, dass aufgrund der angespannten Haushaltslage des Landkreises zurzeit nach Einsparmöglichkeiten bei freiwilligen Leistungen gesucht wird. Das Streuobstprojekt bietet laut Streuobstberaterin Linda Sedelmayer-Oswald und dem Schlaraffenburger-Geschäftsführer Alexander Vorbeck Streuobstbesitzern am Bayerischen Untermain Untermain durch gebündelte Biozertifizierung die Möglichkeit, ihr Obst zu deutlich höheren Preisen zu vermarkten. Auch werden sie durch Maßnahmen wie Sammelbestellungen von Obstbäumen unterstützt. Träger des Streuobstprojektes ist der Landesbund für Vogel- und Naturschutz, der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb ist Aufgabe der gemeinnützigen Schlaraffenburger gGmbH. Dazu gehören über 160 Teilnehmende mit mehr als 13.000 Obstbäumen, ein Viertel der Flächen liegt im Landkreis Miltenberg. Etwa die Hälfte des Kelterobstes wird hier bei der Kelterei Kuhn verarbeitet. Das Projekt steht Vorbeck zufolge nicht in Konkurrenz zu anderen lokalen Initiativen. Die Akquise und Betreuung der Teilnehmer im Landkreis Miltenberg sei bislang nur eingeschränkt erfolgt, Vorbeck sah aber hier ein großes Potenzial. Bei Beteiligung des Landkreises biete Schlaraffenburger den Streuobstbewirtschaftern eine wirtschaftliche Perspektive durch die Möglichkeit der Sammelzertifizierung und die regionale Verarbeitung und Vermarktung der Streuobstäpfel. Gleichzeitig habe die hiesige Kelterei Kuhn einen hohen Bedarf an regionalem Bio-Streuobst. Das Projekt finanziert sich zum allergrößten Teil mit Eigenmitteln aus dem Zweckbetrieb der gGmbH über die Vermarktung des Kelterobstes und der Produkte, auch die Kosten der Biozertifizierung und der Annahmelogistik sind abgedeckt. Verschieden Fördertöpfe werden für die Umsetzung von Projekten genutzt. Mit der beantragten Förderung von 10.000 Euro jährlich sollen Vorbeck zufolge lediglich die Kosten für die Umsetzung der ideellen Ziele gedeckt werden, beispielsweise die Bereitstellung einer funktionsfähigen Projektinfrastruktur zur Sammelzertifizierung von Streuobstbewirtschaftern, die organisatorische Abwicklung von Annahmeterminen und Biokontrolle, die Sicherstellung der Einhaltung der naturschutzfachlichen Kriterien (Nachpflanzung, Mindestpflege, Regionalität), die Bereitstellung von Erntemaschinen, Infoveranstaltungen und Schnittkurse. Dafür setzt man eine Summe von 37.000 Euro an, von der der Landkreis Aschaffenburg 15.000 Euro beisteuern soll, die Stadt Aschaffenburg und der Landkreis Miltenberg jeweils 10.000 Euro und die Stadt Alzenau 2.000 Euro. Mit dem mehrheitlich gefassten Beschluss, dem Kreisausschuss und dem Kreistag die Einstellung der Summe in den Haushalt nicht zu empfehlen, muss sich die Initiative nun eine andere Finanzierungsform suchen.

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