Reger Austausch zu aktuellen Projekten in Weilbach

Reger Austausch zu aktuellen Projekten in Weilbach
Zum Ende des Besuchs waren sich (von links) Linde-Betriebsratsvorsitzender Udo Pelz, Bürgermeister Robin Haseler, Landrat Jens Marco Scherf und Werksleiter Frank Koch einig, dass die Zusammenarbeit bisher stets erfolgreich abgelaufen sei und man sich diesen professionellen Austausch beibehalten wolle. Foto: Helena Wilmerding

Gewerbeerweiterung und industrielle Innovation: Mehr als fünf Stunden hat sich Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 11. September, in Weilbach Zeit genommen, um sich den Ort in Begleitung von Bürgermeister Robin Haseler, Mitgliedern von Gemeinderat und Verwaltung anzusehen. Scherf wurde von den Abteilungsleitungen Stefan Pache (Umwelt), Matthias Krah (Bau) und Pia Plappert (Öffentliche Sicherheit und Ordnung) sowie Ina Jankowsky (Organisation und Personal) begleitet.

Bürgermeister Haseler informierte vorab im Sitzungssaal des Weilbacher Rathauses Haseler gemeinsam mit Julia Heinbücher (Kommunalunternehmen Markt Weilbach AöR & Markt Weilbach Bau- und Vermietungs-GmbH) über Themen, die die Gemeinde bewegen und bei denen man sich teilweise Hilfe vom Landkreis erhofft.

Weilbach verzeichne, mit einer aktuellen Einwohnerzahl von knapp 2.200, derzeit viele Geburten. Dies führe allerdings bereits jetzt schon zu einer Überbelegung der beiden Kindergärten. Aktuell plane man darauf mit einer Differenzierungsgruppe zu reagieren.

Auch die Grundschule der Gemeinde steht gut da. Haseler betonte, dass die Schule vor Ort sehr wichtig sei und mit 21 neuen Einschulungen in diesem Jahr sei die Perspektive positiv. Schon umgesetzt sei das nachmittägliche Betreuungsangebot über die Offene Ganztagsschule. Das Ferienbetreuungsangebot werde nur wenig genutzt.

Bürgermeister Haseler wies zudem stolz darauf hin, dass in Weilbach noch wichtige Dienstleistungen wie Metzgerei, Zahnarzt und Allgemeinarzt ansässig sind. Die Nahversorgung sei durch den kommunalen Regionalmarkt gut ergänzt. Das produzierende Gewerbe mit Unternehmen wie der Linde Material Handling GmbH, Olbort Paletten GmbH und der Odenwald Marzipan GmbH mache Weilbach zu einem eindrucksvollen Wirtschaftsstandort im Landkreis Miltenberg. Gleichzeitig äußerte er jedoch auch Sorgen um die langfristige finanzielle Lage der Gemeinde, trotz der wirtschaftlich in Weilbach stabilen Situation. Einig waren sich Landrat und Bürgermeister hinsichtlich der sorgenvollen Bewertung der unzureichenden Finanzierung der kommunalen Ebene bei der Erfüllung der Pflichtaufgaben.

Reger Austausch zu aktuellen Projekten in Weilbach
Linde-Werksleiter Frank Koch (von rechts) erklärte Landrat Jens Marco Scherf bei einer Führung durch das Werk die Arbeitsschritte beim Gießvorgang. Foto: Helena Wilmerding

Im Mittelpunkt standen zwei Vor-Ort-Besuche bei Unternehmen mit bedeutenden Zukunftsplanungen wie der im Gewerbegebiet Süd ansässigen Firma ID Logistics (IDL). Das Unternehmen bietet als Logistikservice Dienstleistungen wie Lagerhaltung, Auftragsabwicklung und Distribution an. Bei einer umfangreichen Werksführung zeigte Standortleiter Markus Schäfer dem Landrat und seinem Team die verschiedenen Arbeitsabläufe und -techniken. Mit dem automatisierten Hochregallager und dem seit 2019 installiertem Ware-zur-Person System arbeiten aktuell mehr als 200 Menschen am Standort Weilbach. Da nun ein zweiter Großkunde, ebenfalls aus der Kosmetik-Branche, gewonnen werden konnte, sei es eine Herausforderung mit den räumlichen Kapazitäten den Aufträgen gerecht zu werden. Das Unternehmen beliefert unter anderem Endkunden in der DACH-Region, den Benelux-Ländern sowie in Skandinavien. Schäfer beteuerte, dass die langjährige Erfahrung vieler Mitarbeitender maßgeblich für reibungslose Arbeitsabläufe sei und dementsprechend ein zusätzliches Ausweichlager an einem anderen Standort nicht infrage käme. Darum sei ein Aus- bzw. Anbau unumgänglich. Die Planung sei zwar an die Auftragslage angepasst, stelle aber dennoch sicher, dass eine erneute Erweiterungsmaßnahme auch in fernerer Zukunft mit heutigem Wissensstand nicht nötig sei, so Schäfer.

In Augenschein wurde die für die Erweiterung vorgesehene Fläche hinter dem Firmengelände. Da die geplante Ausbaufläche ins angrenzende Landschaftsschutzgebiet reicht, beabsichtigt die Gemeinde an anderer Stelle mehr Fläche in das Schutzgebiet zu geben. Die Besichtigung gab einen wichtigen Einblick in die zukünftige Entwicklung der Gewerbefläche und den damit verbundenen Umweltschutzmaßnahmen. Ziel ist es nun, die Planungen so weit abzuschließen, dass eine Thematisierung bereits in der Kreistagssitzung Mitte Oktober stattfinden kann. Landrat Scherf signalisierte seine Unterstützung bei dem Projekt.

Weiter ging es zum Werk 4 der Linde Material Handling GmbH am nördlichen Ortseingang, wo Werksleiter Frank Koch und Betriebsratsvorsitzender Udo Pelz die Delegation empfingen. Mit der Produktion von komplexen Gegengewichten für Stapler am Linde-Standort Aschaffenburg ist das Unternehmen, welches zur KION Group gehört, für die Gemeinde sowohl wirtschaftlich als auch infrastrukturell von besonderer Bedeutung. Aktuell arbeiten fast 200 Personen am Standort Weilbach. Koch präsentierte den Besuchern die Absichten des Unternehmens im Hinblick auf die Zukunft. Um auch weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, setze man auf proaktives Handeln und enge Zusammenarbeit mit den Kunden. Vor allem ziele Linde darauf ab, nachhaltiger zu produzieren, die Modernisierung stetig voranzutreiben sowie Effizienz und Kapazität zu steigern. „Wir wollen die Zukunft gestalten“, so Koch. Damit eine nachhaltigere Produktion gelingen kann, testen sie dazu den Einsatz von Bio-Koks, einem Brennstoff aus biologisch abbaubaren Abfallprodukten. Diese innovative Maßnahme soll die CO2-Emissionen des energieintensiven Gießereibetriebs im Werk reduzieren und könnte Vorreiter in der Branche werden, da bisher keine Gießerei Bio-Koks in Serie verwendet.

Auch das aktuell im Bau befindliche Hochregallager, das für die Lagerung der sogenannten Kerne genutzt werden soll, ist ein Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit. Eine Begehung des Geländes gab letztlich einen detaillierten Einblick in die einzelnen Produktionsschritte. Vor allem das Beobachten des eindrucksvollen Gussvorgangs war ein besonderes Erlebnis für die gesamte Gruppe. Außerdem wurden Werksleiter Koch und Landrat Scherf sich einig, dass die Zusammenarbeit bisher stets erfolgreich abgelaufen sei und man sich diesen professionellen Austausch zwischen Unternehmen und Landratsamt beibehalten wolle.

Den Abschluss des Gemeindebesuchs bildete ein gemeinsamer Ausklang im Dorfmuseum Weckbach. Bei regionalen Spezialitäten wie heimischem Most, Hausmacher Wurst und hausgemachtem Kochkäse, vorbereitet von Mitgliedern des Heimatvereins, bot sich die Gelegenheit, den Tag gemeinsam Revue passieren zu lassen. Der 1. Vorsitzende Ekkehart Schaefer gab außerdem noch eine kurze Führung durch die umfassende Sammlung, die vom Heimatverein betreut wird. Er besuche die Gemeinden des Landkreises gern, sagte Landrat Jens Marco Scherf abschließend. Denn keiner seiner Besuche sei gleich und eröffne immer wieder unterschiedlichste Perspektiven auf eine große Themenvielfalt.

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