Kinder und Jugendliche für Heimat begeistern

Der Verein Burglandschaft hat es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, den Wert von Burgen, Schlössern und Kirchen hervorzuheben. Mit 20 Burgen und Schlössern ging es los, heute kümmert sich die Burglandschaft darum, über 60 dieser historischen Gebäude der Öffentlichkeit näher zu bringen. Damit diese kulturellen Schätze als identitätsstiftende Bauwerke erkenn- und erlebbar werden, hat der Verein nun das Projekt „Burgen und Schlösser in Spessart und Odenwald – (für) Klein und Groß in der Region“ abgeschlossen.

Am Dienstag, 31. Januar, beging der Verein mit seinem Vorsitzenden Landrat Jens Marco Scherf im Historischen Rathaus von Eschau den Abschluss des Projekts im Beisein von Vertreter*innen des Bayerischen Ministeriums für Heimat und Finanzen, der Regierung von Unterfranken, des Archäologischen Spessartprojekts, der Bildungsplattform fabuly, der Lokalen Aktionsgruppe Main4Eck und natürlich den teilnehmenden Schulen der Region.

Auch digital und spielerisch lässt sich regionale Identität festigen, zeigte Dr. Darius Lenz beim Vorführen der Smartphone-App Sky-Castle. Foto: Winfried Zang

Das Projekt passe genau zur Region, fand Burglandschaftsvorsitzender Landrat Jens Marco Scherf, denn hier gebe es viele wunderbare historische Gebäude auf engstem Raum, die es sichtbar und erlebbar zu gestalten gelte. „Das sind unsere Wurzeln“, stellte Scherf fest, die Menschen interessierten sich dafür – egal ob sie hier geboren wurden, zugezogen sind oder als Gäste hier sind. „Es ist wichtig zu wissen, wo man herkommt“, so Scherf, „das gibt uns auch Stabilität.“ Die Burglandschaft biete die Chance, die Heimat besser kennenlernen und wertschätzen zu können. Das sah auch Eschaus Bürgermeister Gerhard Rüth so, der auf das wunderbar restaurierte historische Rathaus hinwies, in dem die Präsentation stattfand. Damit, so Rüth mit Blick auf die vielen Burgen dies- und jenseits des Mains, sei man sozusagen „das heimliche Zentrum von Spessart und Odenwald“. Das vorgestellte Projekt stehe dafür, dass sich Schülerinnen und Schüler mit ihrer Heimat identifizieren können.

Dass dieses Projekt überhaupt möglich wurde, sei laut Burglandschaft-Geschäftsführer Dr. Jürgen Jung dem Bayerischen Ministerium für Heimat und Finanzen zu verdanken, das im Rahmen des Programms „Regionale Identität“ Finanzmittel von 375.699 Euro für einen Zeitraum von zwei Jahren zur Verfügung gestellt habe. Damit habe man zwei Personalstellen in Teilzeit schaffen können, auch habe man Produkte für ein aktives Burgen- und Schlössererlebnis erstellen und anschaffen können. Mit dem neuen Projekt habe man vor allem Kinder und Jugendliche in den Fokus genommen, um diese für die Heimatgeschichte zu begeistern sowohl in analoger wie auch digitaler Form. Dass Kinder und Jugendliche sich durchaus für Burgen und Schlösser interessieren, habe eine Umfrage gezeigt. Mit digitalen Präsentationen zeige man etwa, wie die Wasserburg in Burgsinn, die Scherenburg Gemünden und die Sternschanze in Frammersbach einst ausgesehen haben. Mit dem Projekt habe man eine zeitgemäße Initiative gestartet, die bei Kindern und Jugendlichen kulturhistorisches Interesse weckt.

Laut Dr. Katja Focke-Pellkofer, im Projekt zuständig für Didaktik und Kommunikation, habe es die Burglandschaft mit verschiedenen Veranstaltungen vor Ort geschafft, Kinder auch analog zu begeistern. Dazu gehörten diverse Kinderaktionstage, bei denen etwa „Ritter Jürgen“ in Originalgewandung auftrat und zeigte, wie lange ein Ritter brauchte, um sein Gewand anzulegen. Bei Erlebnisführungen erfuhren Kinder viele Details aus dem Leben im Mittelalter. Dazu komme didaktisches Material wie ein Burgenkoffer, mit dem Themen wie „Deck den Tisch“, „Spielen wie im Mittelalter“ und „Kleidung im Mittelalter“ thematisiert werden. Dies alles sei kombinierbar mit einer mobilen Bibliothek. Man habe sogar 30 Stück Kindergewandung angeschafft, so Focke-Pellkofer, damit Kinder authentische Gewänder aus authentischen Material anziehen können. Mit VR-Brillen könnten Klein und Groß zudem eindrucksvoll in das Leben im Mittelalter eintauchen. Damit die Burglandschaft auch vor Ort informieren kann, sei ein Autoanhänger angeschafft worden, der beispielsweise bei Aktionstagen in Schulen eingesetzt wird.

Weiterer Ausfluss des Projekts ist die Handy-App Sky-Castle, die Dr. Darius Lenz vorstellte. Die kostenlose App, die in Kürze in den Android- und iOS-Stores herunterladbar ist, schickt die Kinder in historische Stätten, wo sie vor Ort mit dem Smartphone mit dem Spiel beginnen können. Zuhause kann erst dann gespielt werden, wenn man einmal vor Ort war. „Die Anwendung braucht rund 120 MB Speicherplatz und läuft flüssig“, versicherte Lenz, vor Ort müssten noch einmal einige MB heruntergeladen werden. Am Beispiel der Burg Burgsinn stellte Lenz das Spiel vor, bei dem man beim Gang durch eine Burg einen Energiestein suchen muss. Viele Informationen sind darin untergebracht, so dass man beim Lösen des Spiels spielerisch einiges erfährt über das Leben im Mittelalter. Um eines von vier möglichen Levels zu spielen, brauche man jeweils zwischen zehn und 30 Minuten, so Lenz.

Dank des Einsatzes der Kooperationspartner habe man das Projekt erfolgreich beenden können, sagte Dr. Jürgen Jung. Den teilnehmenden Schulen (Josef-Anton-Rohe Grund- und Mittelschule Kleinwallstadt, Sinngrundschule Burgsinn, Grund- und Mittelschule Frammersbach, Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach, Grundschule Miltenberg, Grundschule Haibach, Grund- und Mittelschule Elsavatal und Schullandheim Hobbach) überreichte Dr. Katja Focke-Pellkofer mittelalterlich gestaltete Urkunden für ihr Engagement.

Das Schlusswort gebührte dem Vertreter des Bayerischen Ministeriums für Heimat und Finanzen, Dr. Hellmut Fröhlich. Das Projekt sei „spannend für die Region“, befand er und erinnerte sich, dass der Antrag der Burglandschaft der erste gewesen sei, der eingegangen war. Thematisch sei er eher ein Ausreißer gewesen, dennoch habe der Antrag nach ein, zwei Gesprächen schnell überzeugt. Die Vielfalt der Region Spessart und Odenwald sei faszinierend, so Fröhlich, mit den vielen historischen Gebäuden handele es sich sogar um ein Alleinstellungsmerkmal. Mit diesen Pfunden gelte es zu wuchern, sagte Fröhlich. „Billig war es nicht, aber es war gut angelegtes Geld“, sagte und hoffte, dass noch „genügend Pfeile im Köcher sind, die weiter genutzt werden können.“ Er hoffe, dass es weiter gelingen möge, sowohl analoge wie auch digitale Möglichkeiten zu nutzen, um die regionale Identität zu stärken. Im Rahmen des Programms „Regionale Identität“ habe der Freistaat insgesamt 7,5 Millionen aufgewendet, so Fröhlich.

Als „spannend“ bezeichneter Dr. Hellmut Fröhlich vom Heimatministerium das Burglandschaftsprojekt zur Stärkung der regionalen Identität. Foto: Winfried Zang
Mit Urkunden belohnte das Burglandschaftsteam die am Projekt teilnehmenden Schulen. Foto: Winfried Zang

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