Inklusiv im Kino Passage in Erlenbach
Konzert mit Sandra Madison Roth und Gesprächskreis mit Holger Kiesel
Erlenbach.
Inklusionstage im Kino Erlenbach haben sich bereits etabliert. Allerdings wurde am Donnerstagabend, 10. März 2023 kein Film gezeigt. Als Kooperationsveranstaltung im Inklusionsnetzwerk fand diesmal ein Konzert mit der an MS erkrankten Sängerin Sandra Madison Roth statt und im Anschluss eine Gesprächsrunde mit dem Inklusionsbeauftragten der bayerischen Staatsregierung Holger Kiesel, bei der die Themen Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und der Wunsch nach mehr Schulwegbegleitung und Betreuung von Schülerinnen und Schülern mit Handicap im Mittelpunkt standen.
Lebensfreude trotz Handicap
Nadja Schillikowski als Inklusionsbeauftragte im Landkreis Miltenberg ist das konzeptionelle Arbeiten im bereits strukturieren Inklusions-Netzwerk wichtig, was durch die Steuergruppe und von Arbeitsgruppen weiter vorangetrieben werden soll. Der Besuch der Veranstaltung am Donnerstagabend war enttäuschend gering, obwohl bereits durch das Konzert mit Sandra Madison Roth eine schöne Einstimmung geschaffen wurde.
Die Künstlerin demonstrierte, dass auch mit einer Behinderung Lebensfreude und eine berufliche Karriere möglich sind. Mit ihrer rauchigen, kraftvollen Stimme und der Interpretation von romantischen Songs begeisterte sie die gut drei Dutzend Zuhörer und Zuhörerinnen, überwiegend Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Die geforderte Zugabe mit dem Titel »Perfect« wurde mit warmem Applaus belohnt. Es bildete sich ein Menschenschlange, um ein Autogramm zu ergattern und sich einen Tonträger mit ihren Liedern zu kaufen.
Forderung nach Barrierefreiheit und Betreuung
Die Gesprächsrunde mit Holger Kiesel fand dann im Bistro des Kinos statt. Schon zu Beginn überreichte Tobias Schneider von der offenen Gruppe (OBA) Rat und Selbstvertreter der Lebenshilfe im Kreis Miltenberg eine Petition mit der Forderung nach Barrierefreiheit überall, mehr inklusiven Arbeitsplätzen, mehr geeignetem Wohnraum für Menschen mit Handicap, die selbstständig leben wollen und mehr Personal in Wohnheim, Tagesstätte, Schule, Werkstatt und allen Einrichtungen des Lebenshilfe-Vereins.
»Da sind wir uns völlig einig«, kommentierte Kiesel, machte allerdings darauf aufmerksam, dass beispielsweise der Einzelhandel gefordert ist, Barrierefreiheit zu schaffen, die im Prinzip auch allen Menschen und den Unternehmen selbst zugutekomme. »Da ist immerhin Kundschaft dahinter«, kommentierte er. Die Zahl derer, die von Barrierefreiheit profitierten, werde immer größer. Einer der Gründe sei, dass die Menschen immer älter werden und mit körperlichen Einschränkungen behaftet sind. Der Staat könne lediglich die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum fördern. In diesem Zusammenhang regte Nadja Schillikowski an, bei Ortsterminen ins Auge zu fassen, wo Verbesserungsbedarf besteht.
Umfeld wichtig, um Inklusion voranzutreiben
Elke Striegel aus Erlenbach, die ehrenamtlich im Netzwerk engagiert ist, forderte mehr Unterstützung in den Schulen, um die Inklusion mit besserer Betreuung zu flankieren. Kiesel, der selbst ein Handicap hat und im Rollstuhl sitzt, berichtete von seinem älteren Bruder, der ihn sinnbildlich an die Hand genommen habe, um ihn auf einen guten Weg zu führen.
Die weitere Veranstaltung im Erlenbacher Kino ist am Donnerstag, 22. Juni um 19 Uhr mit dem Film »Auf Augenhöhe« geplant. Weitere Informationen zum Thema Inklusion per E-Mail: nadja.schillikowski@lra-mil.de