Industrie hat großes Interesse an Wasserstoffnutzung
Wird Wasserstoff die Energieprobleme der Zukunft lösen können? Auch für den Landkreis Miltenberg ist diese Frage existenziell. Vor allem die Industrie im industriell und mittelständisch geprägten Landkreis habe großes Interesse an diesem Energieträger, so Landrat Jens Marco Scherf am Mittwoch, 19. April, in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Tourismus.
Im Sitzungssaal des Amorbacher Rathauses informierte der Geschäftsführer der ZENTEC, Marc Gasper, über die wichtige Rolle des Wasserstoffs, der in der Wirtschaft zur Erzeugung von Prozesswärme oder direkt als Rohstoff in der Produktion verwendet wird. Um die CO2-Bilanz zu verbessern und die Klimaschutzziele zu erreichen, bedürfe es großer Mengen an Wasserstoff, die allerdings klimafreundlich hergestellt werden müssten. Den Bedarf an Energie in der Region Bayerischer Untermain bezifferte Gasper auf rund 13.100 Gigawattstunden pro Jahr, wovon alleine die Industrie 5.109 Gigawattstunden benötige. Auf den Landkreis Miltenberg heruntergebrochen, brauche man immer noch 1.760 Gigawattstunden. Der Großteil des Energiebedarfs betreffe mit 66 Prozent die Wärme, wusste Gasper und stellte klar: „Für industrielle Prozesse ist ein hoher Bedarf an Wasserstoff absehbar.“
In vielen Unternehmen habe der Gedankenprozess hierfür gerade erst begonnen, stellte er fest, in einzelnen Betrieben sei der Ersatz von Gas durch Wasserstoff in Vorbereitung. Klar sei aber, „dass wir an eine Wasserstoffpipeline ranmüssen.“ Dieser Import sei notwendig, man müsse aber auch selbst ausreichend regenerative Energie erzeugen.
Um das Thema Wasserstoff voranzubringen, leistet die ZENTEC Netzwerkarbeit, berichtete Gasper. Das betreffe zum einen die Grundlagenermittlung, die Skalierung der Untersuchung auf alle relevanten Betriebe in der Region, die Kooperation aller relevanter Akteure sowie den Aufbau eines Wasserstoff-Clusters mit Entwicklung von Projekten. Vor allem die Anbindung an die Wasserstoff-Pipelines sowohl vom Norden wie auch vom Süden her sei Gasper zufolge unerlässlich.
Auch für Landrat Jens Marco Scherf steht fest, dass die Region als großer Energieimporteur etwas tun müsse, um das Gas zu substituieren, denn ein Großteil der Stromproduktion im Landkreis Miltenberg sei zurzeit noch gasbasiert. Da man Mitglied der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main sei, sei die hohe Bedeutung des Wirtschaftsraumes Bayerischer Untermain auch in den Staatskanzleien der beteiligten Bundesländer angekommen, so der Landrat, der der Arbeit des ZENTEC in dieser Hinsicht große Bedeutung beimisst.
Dass auch Bildung und Weiterbildung ein wichtiger Rohstoff ist, vermittelten Jens Fischer und Susanne Trunk von der SQG Strukturwandel und Qualifizierung gGmbH. Diese Gesellschaft, in der der Landkreis Mitglied ist und deren Sitz Aschaffenburg ist, hat das Ziel, die Weiterbildung voranzubringen. „Wir helfen Betrieben und Beschäftigten in allen Fragen zur beruflichen Weiterbildung“, stellte Fischer fest. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn im Betrieb Veränderungsprozesse stattfinden, bei denen alle Mitarbeitenden mitgenommen werden müssen. „Wir beraten kostenfrei, unverbindlich, trägerneutral und branchenübergreifend“, warb Fischer für die SQG und bat die Kreistagsmitglieder darum, auch ihrerseits dieses Angebot bekannt zu machen.
Bei der SQG ist auch eine sogenannte Weiterbildungsinitiatorin angesiedelt: Susanne Trunks Aufgabe ist es, Menschen als Lotsin zu begleiten, wenn diese sich beruflich weiterbilden und weiterqualifizieren wollen. Alle Maßnahmen würden passgenau mit den jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konzipiert und erfolgten in Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern vor Ort. „Wir haben keine eigenen Fördermittel, aber verweisen auf andere Weiterbildungsangebote und Ansprechpartner“, so Trunk. Die SQG ist auch Teil des Weiterbildungsverbunds Untermain, einer zentralen Anlaufstelle rund um die Themen Qualifizierung und Weiterbildung. In diesem Netzwerk sind die wichtigsten Akteure im Bereich Bildung und Wirtschaft aktiv – etwa mit Bedarfsanalysen und Beratungen, der Entwicklung von konkreten Handlungsempfehlungen, einem Weiterbildungsportal, einer Online-Lernplattform sowie Veranstaltungen und Workshops.
Weitere Informationen hierzu findet man im Internet unter www.wvu-online.de,
Wissenswertes zur SQG unter https://sqg-transfer.de/.