Hinreißendes Konzert im Bürgerzentrum Elsenfeld:

Canto General« von MikisTheodorakis auf höchstem Niveau umgesetzt

Unglaublich anrührend und mitreißend gestaltete sich das Konzert, das am Samstag im Rahmen des Kulturwochenherbstes im Bürgerzentrum Elsenfeld stattfand. In dessen Zentrum stand das Oratorium »Canto General« des zeitgenössischen Komponisten Mikis Theodorakis. Die Vorstellung hätte wahrlich einen besseren Besuch verdient, denn der Saal war nur mäßig besetzt.

Angesichts vieler Ereignisse, die zurzeit die Menschen bewegen, wie der Krieg in der Ukraine oder die Situation in Israel und in Nahost, ist das Werk - angelehnt an den Gedichtzyklus des chilenischen Lyrikers Pablo Neruda - von einer überraschenden Aktualität. Die Worte und die Musik des »Canto General« sind geprägt von Humanität, Sehnsucht nach Freiheit und Kampf für Gerechtigkeit. Und das alles auf außergewöhnlich hohem literarischem und musikalischem Niveau. Die Mitwirkenden des Konzertes, das als Tag der Chormusik deklariert war, ist es wunderbar gelungen, die Inhalte des Oratoriums mit großer Hingabe und Leidenschaft darzustellen. Das gilt sowohl für Musik und Gesang als auch für die Rezitation der Texte.

Ein musikalischer Leckerbissen wird beim Tag der Chormusik mit der Aufführung des Oratoriums »Canto General« im Bürgerzentrum Elsenfeld serviert. Foto: Ruth Weitz

Ungewöhnliche Besetzung mit Chor, Orchester und Vokalstimmen

Unter der Leitung von Ralf Emge, Bundes-Chormeister des Maintal-Sängerbundes, brillierten die Vokalsolisten Katharina Magiera (Alt) und Georg Thauern (Bass), der auch die Gedichte rezitierte. Kongenial begleitet wurden sie vom Projektchor Rhein-Main-Vokal 2023 mit Sängern und Sängerinnen des Maintal-Sängerbundes und dem transkulturellen Kammerorchester »Bridges« aus Frankfurt. Gerade die ungewöhnliche Besetzung machen die Interpretation des Oratoriums mit folkloristischem Flair so hinreißend: ein großer Konzertchor, ein Orchester mit zwei Klavieren, einem riesigen Schlagwerk mit sechs Agierenden und dann noch zwei Singenden.

Vertonte Lyrik von hoher politischer Relevanz

Nerudas Lyrik ist große Dichtung, gleichzeitig politisch und von hoher gesellschaftspolitischer Relevanz – gerade im Hinblick auf die aktuellen Gefährdungen Europas durch radikales rechtes Gedankengut. Der Gedichtzyklus »Canto General« beschreibt den Kampf Lateinamerikas gegen den Kolonialismus. Der Literatur-Nobelpreisträger Neruda veröffentlichte das Werk 1950. Theodorakis vertonte zwischen 1970 und 1982 zahlreiche Verse, die zu seiner weltweiten Bekanntheit beitrugen. Das Konzert am Samstag war neben der Erinnerung an Nerudas Einsatz für Gerechtigkeit und Freiheit eine Hommage an den großen Musiker Theodorakis, den tief empfindenden Menschenfreund, der ebenso wie Neruda ein Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit war. Der weltweit bekannte Grieche, der am 2. September 2021 starb, hätte sich gewiss an der Aufführung seines Oratoriums erfreut, die vom Publikum mit tosendem Beifall und stehenden Ovationen belohnt wurde.

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