Gut vorbereitet auf die Afrikanische Schweinepest

Gut vorbereitet auf die Afrikanische Schweinepest
An der Ehrentafel informierte BJV-Kreisvorsitzender Ralph Keller (links) die Leiterin der Unteren Jagdbehörde, Sabine Dobler-Stegmann, Landrats-Stellvertreter Gerald Rosel (vorne) und BJV-Generalsekretär Robert Pollner über die Medaillenvergabe. Foto: Winfried Zang

Landratsamt und Bayerischer Jagdschutzverein wollen weiter gut zusammenarbeiten, so das Fazit der Hegeschau für den Südlandkreis Miltenberg am Freitag, 19. Juli, im Gasthaus „Zum Hirschen“ in Riedern. Mit der Behörde habe sich ein sehr gutes Arbeitsverhältnis entwickelt, fand BJV-Kreisvorsitzender Ralph Keller und auch Gerald Rosel, Stellvertreter des Landrats im Amt, versicherte, weiterhin Wert auf ein gutes Miteinander zu legen.

Für Gerald Rosel, Stellvertreter des Landrats im Amt, bieten die Hegeschauen eine gute Gelegenheit, sich über die Situation der Jagd zu informieren. Auch die Behörde sei daran interessiert, denn im mit 58 Prozent Waldfläche waldreichsten Landkreis Bayerns sei die Jagd ein wichtiges Thema der Kreisentwicklung und im öffentlichen Interesse. „Eine zukunftsgerichtete Jagd leistet ihren Beitrag für die Herstellung eines gesunden, widerstandsfähigen Walds in Zeiten des Klimawandels“, sagte Rosel und sprach der Jägerschaft seinen Dank für die geleistete Arbeit aus. Er bat alle die Jagd Ausübenden, gemeinsam an der Erfüllung der bestehenden Abschusspläne zu arbeiten.

Zur Hegeschau konnte Keller auch den Generalsekretär des Bayerischen Jagdverbands, Robert Pollner, begrüßen. Er ging in seinem Grußwort unter anderem auf ein aktuelles Gerichtsurteil, die forstlichen Gutachten, den Wolf, Photovoltaikanlagen in Eigenjagdrevieren, die Schwarzwildprämie sowie die Afrikanische Schweinepest (ASP) ein.

Zur ASP informierte die Leiterin des Miltenberger Veterinäramts, Dr. Vanessa Schönenbrücher. Die Tierärztin sprach von einer „kritischen Lage“ und einem „dynamischen Geschehen“, das ausgehend von Hessen und Rheinland-Pfalz große Aufmerksamkeit benötige. Mittlerweile seien nicht nur verendete Wildschweine positiv getestet worden, sogar ein Schweinemastbetrieb mit 1.100 Tieren sei betroffen. Der Landkreis Miltenberg sei bislang glücklicherweise nicht betroffen, aber die letzten Fälle seien lediglich 35 Kilometer von der westlichen Landkreisgrenze entfernt aufgetreten. Wenn man die Wanderungen von Wildschweinen sehe, könne die ASP auch recht schnell hier sein, warnte sie. In betroffenen Zonen komme es zu erheblichen Einschränkungen, nannte sie unter anderem die Anzeigepflicht, ein Jagdverbot, die Anleinpflicht und ein Verbringungsverbot von Wildbret und Masttieren. „Wir gelten aber noch als
Präventivgebiet“, sagte Schönenbrücher, die auf gute Vorbereitungen im Landkreis Miltenberg verwies.
So sei neben der Einrichtung von Wildkonfiskat-Sammelstellen am Bauhof Obernburg und an der Kläranlage Miltenberg auch ein Bergeteam gegründet worden, das entsprechend technisch ausgerüstet sei. Gemeinsam mit den Kreisen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart habe man 30 Kilometer Zaun beschafft, fleißig intern geübt – etwa den Zaunbau gemeinsam mit dem THW –, Landwirte und Hoftierärzte aufgeklärt und beraten. Eine ASP- Hotline sei eingerichtet worden, über 2.000 EDTA-Röhrchen zur Blutentnahme bei Schwarzwild seien ausgegeben worden und in den letzten Wochen seien über 300 Proben
per Express an ein Labor zur Untersuchung geschickt worden. Bislang aber sei kein Fall der ASP festgestellt worden, zeigte sich Schönenbrücher erleichtert.
Für den Landkreis Miltenberg gelte seit dem 21. Juni 2024 eine Allgemeinverfügung, in der alle Einzelheiten zur Erkennung und Vorbeugung der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest geregelt sind, stellte Schönenbrücher fest, in Hessen gebe es ebenfalls eine solche Verfügung und in den grenznahen Landkreisen von Baden-Württemberg (Mannheim, Heidelberg, Rhein-Necker-Kreis, Neckar-Odenwald-Kreis) werde eine erwartet.

Paul Bauer, seit kurzem Abteilungsleiter Forsten im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, stellte die Waldsituation in den Mittelpunkt seines Fachvortrags. Die Fachleute erwarteten für die Region am Untermain in 50 bis 100 Jahren Klimaverhältnisse wie in der Provence, sagte er. Zurückzuführen sei dies auf den Klimawandel, der sich sowohl in heftigen Niederschlägen wie auch langen Dürreperioden niederschlagen könne. So seien die Fichtenbestände ein Opfer des Borkenkäfers geworden, aber auch andere Laubbäume zeigten deutliche Trockenschäden. „Wir wollen einen Mischwald“, stellte Bauer fest, „denn
wenn eine Baumart ausfällt, bleibt der Wald weiterhin geschlossen und sorgt für eine funktionierende Kühlung.“ Die Ergebnisse des Vegetationsgutachtens seien zur Abgabe von Stellungnahmen im Umlauf, bis September rechnet er mit der Erstellung der forstlichen Gutachten, im November mit deren Vorstellung. Spätestens im Frühjahr 2025 sollen revierweise Aussagen vorliegen. Bauer forderte dazu auf, in den Wäldern Feuchtbiotope anzulegen. Die hielten Wasser bei Starkregen zurück, böten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und stellten auch in niederschlagsarmen Zeiten Wasser bereit. Für solche Kleinmaßnahmen gebe es auch Förderungen, informierte er.

In Vertretung des verhinderten Jagdberaters Süd, Michael Huber, stellte seine Kollege Horst Feyrer die Abschusszahlen des abgelaufenen Jagdjahres vor. So seien 2.304 Stück Rehwild erlegt worden, nach zwei von drei Jahren des Abschusszeitraums liege man somit bei 65 Prozent – „eine Punktlandung.“ In den Hegegemeinschaften ist der Erfüllungsgrad aber unterschiedlich hoch. So ist die Hegegemeinschaft I mit 71 Prozent ihrem Ziel ein Stück voraus, die Hegegemeinschaft II liegt mit 58 Prozent unter dem Soll, während die Hegegemeinschaften III, IV und V mit 67 beziehungsweise zweimal 65 Prozent im Soll liegen. Anhand der Trophäen sehe man, dass das Gros der erlegten Tiere zwischen zwei und vier Jahre alt sei, wünschenswert wäre aber ein höherer Anteil der Jugendklasse.
Die Schwarzwildstrecke liege bei 2.574 Stück, wobei die Zahl der Überläufer und Frischlinge gegenüber dem letzten Jagdjahr deutlich gestiegen sei. Beim Rotwild seien im Gebiet Spessart bei einem Soll von 156 Stück nur 82 erlegt worden – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Im Rotwildgebiet Odenwald wurden 86 Stück erlegt (Soll: 101). Außerhalb der Rotwildgebiete seien 29 Stück geschossen worden, was ein Zeichen für Wanderungen des Rotwildes sei. 27 Stück Muffelwild seien geschossen worden (Soll: 53).
Beim Niederwild führte er unter anderem 286 Füchse auf – deutlich weniger als im Vorjahr (357) –, 88 Dachse (108) und 204 Waschbären (13). Feyrer wunderte sich dabei sehr über die niedrigen Abschusszahlen bei den Nilgänsen: Lediglich 39 Stück seien erlegt worden. Bei Wildunfällen seien 201 Stück Reh- und Rotwild ums Leben gekommen, dazu 24 Füchse und 17 Stück Schwarzwild.

BJV-Vorsitzender Ralph Keller wunderte sich, dass kein einziger überfahrener Waschbär aufgeführt ist. Er bat die Jägerinnen und Jäger eindringlich darum, alle überfahrenen Tiere zu melden, denn das sei für die Statistik wichtig. Keller fand kritische Worte zu den ausgestellten Trophäen. Da sei „noch jede Menge Luft nach oben“.

Nach über zweieinhalb Stunden endete die Hegeschau, die musikalisch von den Aschaffenburger Jagdhornbläsern mit mehreren Stücken umrahmt wurde.

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