Freistaat beauftragt Planung für Elektrifizierung der Maintalbahn
Der erste Meilenstein für die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Aschaffenburg und Miltenberg ist geschafft: Mit der Unterzeichnung des Planungsvertrags für den Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Aschaffenburg – Miltenberg können in den nächsten Jahren die Voraussetzungen geschaffen werden, dass vermutlich ab dem Jahr 2034 der Zugverkehr am Bayerischen Untermain auf Elektroantrieb umgestellt werden kann.
17,9 Millionen wird der Freistaat laut Verkehrsminister Christian Bernreiter freiwillig investieren, um den Zugverkehr attraktiver zu machen. „Wir wollen einen Halbstundentakt einführen, Direktverbindungen in das Rhein-Main-Gebiet anbieten und den Dieselbetrieb beenden“, so Bernreiter bei der Vertragsunterzeichnung am Donnerstag, 7. November, im großen Sitzungssaal des Miltenberger Landratsamts.
Einer, dem die Freude über diese Nachricht anzumerken war, ist Landrat Jens Marco Scherf. „Der Verkehrsminister und damit der Freistaat zeigen Verlässlichkeit und Konsequenz, wenn es um die Sicherstellung einer guten Schienenverkehrsanbindung für Mensch und Güter abseits der Großstädte geht“, stellte Scherf vor zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Deutscher Bahn fest. Die Elektrifizierung der Maintalbahn biete eine gute Grundlage für den künftigen Einsatz klimafreundlicher, batteriegestützter Triebwagen südlich von Miltenberg, freute sich Scherf und nannte als weiteren Vorteil einen umsteigefreien Verkehr durch den Landkreis Aschaffenburg nach Darmstadt, Hanau und Frankfurt – „eine Revolution des Bahnfahrens.“ Der Landrat hatte aber auch zwei Wünsche: Zum einen erhofft er sich eine Priorisierung der Stellwerke, um den spürbaren Qualitätsverlust des ÖPNV zu beseitigen. Zudem brauche es dringend eine Einigung mit dem Land Baden-Württemberg hin zu einem resilienten Fahrplan auf dem länderübergreifenden Streckennetz, so Scherf, der hier um ministerielle Unterstützung bat.
Laut Staatsminister Christian Bernreiter ist die Maintalbahn eine wichtige regionale Verkehrsverbindung, daher seien Ausbau und Elektrifizierung „ein großer Durchbruch“ hin zu einem attraktiveren Bahnangebot sowie ein Meilenstein für den klimaneutralen Bahnverkehr, indem der Dieselbetrieb beendet wird. Neben den bereits getätigten Investitionen in die Barrierefreiheit vieler Bahnhöfe sei zudem ein Stundentakt realisiert worden, auch barrierefreie Fahrzeuge seien im Einsatz. Was fehle, sei die Elektrifizierung, die neben den genannten Vorteilen auch einen Halbstundentakt sowie höhere Kapazitäten durch längere Züge und mehr Sitzplätze ermögliche. Die Elektrifizierung des Miltenberger Bahnhofs schaffe zudem die Voraussetzung für den Einsatz von Akkuzügen in Richtung Crailsheim und Seckach. Die Untersuchungen hierfür erfolgten unter Federführung des Landes Baden-Württemberg. Wie Bernreiter weiter sagte, sei der Ausbau zwischen Aschaffenburg und Miltenberg Teil der Bayerischen Elektromobilitätsstrategie Schiene (BESS) sowie des Programms MACH2 für mehr zweigleisige Strecken und Begegnungsbahnhöfe im bayerischen Schienennetz. Der Freistaat finanziere die Planung bis zur Genehmigungsplanung, führte Bernreiter aus.
Dass es zur Planung kommt, liege in einer vom Freistaat beauftragten Untersuchung begründet, wonach ein Nutzen-Kosten-Faktor von 1,2 für das Projekt ermittelt wurde. Im Anschluss hatte die Deutsche Bahn im Auftrag des Freistaats eine Betriebsprogrammstudie und eine Eisenbahnbetriebswissenschaftliche Untersuchung vorgenommen. Dabei sei nachgewiesen worden, dass die geplanten Zugverbindungen in den Fahrplan integrierbar sind und mit der erforderlichen Betriebsqualität angeboten werden können.
Die Planungen einschließlich des Planfeststellungsverfahrens sollen, wie Denis Kollai, Leiter Infrastruktur bei der Westfrankenbahn, sagte, bis 2030/31 abgeschlossen werden, bis 2033/34 ist die bauliche Umsetzung vorgesehen. Das vom Freistaat finanzierte Planungspaket hat folgenden Umfang:
- Streckenelektrifizierung von Aschaffenburg bis Miltenberg
- Verlängerung des zweigleisigen Ausbaus von Aschaffenburg Süd in Richtung Obernau- Nord
- Ausbau des Haltepunkts Sulzbach zum Begegnungsbahnhof
- zweigleisiger Ausbau zwischen Obernburg-Elsenfeld und Glanzstoffwerke
- Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 140 Stundenkilometer
- Verlängerung der Bahnsteige auf 220 Meter Länge.
Denis Kollai ergänzte seine Ausführungen mit der Feststellung, dass aufgrund der komplexen Planung von Seiten der Bahn nicht nur die Westfrankenbahn, sondern auch die DB InfraGO FW (Infrastruktur), die DB InfraGO PB (Personenbahnhöfe) und die DB Energie involviert seien. Mit allen Schnittstellenpartnern, Baulastträgern und Kommunen werde es viele Gespräche geben, kündigt er an. Geplant sei weiter ein Dialogforum mit den Trägern öffentlicher Belange, Verbänden und Interessensgemeinschaften. Kollai erklärte zudem seine Bereitschaft, in Stadt- und Gemeinderatssitzungen zu kommen. Eine Projektwebseite soll im ersten Quartal 2025 an den Start gehen. Die Planung werde nicht einfach sein, verwies er auf das Stadtgebiet Aschaffenburg und die beiden Flussbrücken in Wörth und Miltenberg. Zudem müsse man sehen, ob man Planungsbüros findet und wie sich die Baupreise entwickeln. Nicht zuletzt komme es auf die Finanzsituation des Bundes an, der Mittel über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz bereitstellen muss.
Verkehrsminister Christian Bernreiter und Denis Kollai unterzeichneten anschließend den Planungsvertrag für den Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Aschaffenburg – Miltenberg, ehe sie den barrierefreien Bahnhof in Miltenberg einweihten.