Feuerwehren bereiten sich auf immer trockenere Sommer vor
Nach drei Pandemiejahren konnte die Dienstversammlung der Feuerwehrkommandanten endlich wieder einmal in Präsenz stattfinden. Bestens organisiert von Feuerwehr und Gemeinde Altenbuch, trafen sich die Feuerwehrführungen der Gemeinden, die Mitglieder der Kreisbrandinspektion, Kreisbrandrat Martin Spilger, Landrat Jens Marco Scherf sowie die Bürgermeister*innen der Kommunen am Sonntag, 12. März, in der Altenbucher Festhalle.
Nach dem Totengedenken dankte Landrat Jens Marco Scherf allen Feuerwehren für die praktizierte Kooperation untereinander, aber auch mit den anderen Rettungsorganisationen und dem Landratsamt Miltenberg. Scherf würdigte die großartigen Leistungen der Wehrleute, die auch zu Beginn der Pandemie, als niemand von der Gefährlichkeit des Virus gewusst habe, zu Einsätzen ausgerückt seien. „Auf unsere Wehren ist immer Verlass“, stellte Scherf fest und dankte allen Gemeinden, die ihre Feuerwehren unterstützen. Wichtig sei es nun, genügend Nachwuchs zu rekrutieren, so der Landrat. Die Wehren könnten dabei selbstbewusst auftreten angesichts ihrer wichtigen Rolle, stellte der Landrat fest: „Zeigen Sie sich offensiv und vermitteln Sie nach außen, welches Vorbild Sie sind.“
Kreisbrandrat Martin Spilger stellte die neu aufgestellte Kreisbrandinspektion vor, in der unter anderem ein neuer Bereich für die Ausbildung installiert wurde. Dieser wird von Kreisbrandinspektor Patrick Walter geleitet, dem die Kreisbrandmeister Hüsamettin Arslan und Thomas Keller zur Seite stehen. Aus ihren Inspektionsämtern verabschiedet hätten sich Thomas Zimmermann, Jürgen Dietz, Jürgen Klement und Fabian Hahn. Nach einem Blick auf Änderungen in den Führungen der örtlichen Wehren und Fahrzeugbeschaffungen wies Spilger auf die neue Regelung hin, wonach es nun möglich sei, Ehrenkreisbrandmeister zu ernennen.
Spilger nannte zudem mehrere statistische Daten. So habe es 2022 79 Wehren im Landkreis gegeben: 74 Freiwillige Feuerwehren, vier Werkfeuerwehren und eine Betriebsfeuerwehr. Insgesamt gebe es 2.748 Feuerwehrdienstleistende – 2.443 Männer und 305 Frauen –, darunter seien 906 Atemschutzgeräteträger. Im Jahr 2022 hätten die Wehren 2.251 Einsätze mit 38.269 Personalstunden geleistet, 319 Einsätze mehr als im Jahr zuvor. Über die Hälfte der Einsätze seien technische Hilfeleistungen gewesen (1.269), dazu 666 Brandeinsätze, 22 ABC-Einsätze und 96 Sicherheitswachen sowie 198 sonstige Tätigkeiten, listete er auf. Er ging auf einige Einsätze ein und kündigte die Feuerwehr Trennfurt als künftigen Standort für den Abroller Gefahrgut an, der vermutlich im dritten Quartal 2023 geliefert wird.
2022 habe man die Ausbildung weiter vorangetrieben, verwies Spilger auf 84 Teilnehmer*innen beim Basismodul der Modularen Truppausbildung, 48 bei der Abschluss, 180 bei der Ersten Hilfe, 54 bei den Maschinisten und 43 beim Türöffnungsseminar. In diesem Jahr 2023 könne man 161 Plätze an den Feuerwehrschulen besetzen, so Spilger, dazu kommen 20 zusätzliche Plätze über andere Kontingente. Glücklicherweise sei die Atemschutzgerätestrecke wieder geöffnet, freute er sich – nun in einem eigenen Bereich. Die Pandemie habe auch Auswirkungen auf die Zahl der Absolvent*innen der Atemschutzübungstrecke und des Brandübungscontainers gehabt wie auch die Leistungsprüfungen, bedauerte Spilger. Für 2023 hätten sich aber bereits 48 Feuerwehren für Leistungsprüfungen gemeldet. Sollten Wehren nicht genügend Leute für eine Prüfung zusammenbringen, könnten diese mit Nachbarwehren kooperieren, auch die Inspektion würde eine Leistungsprüfung mit gemischten Teilnehmer*innen anbieten.
Der Kreisbrandrat ging weiter auf die immer trockener werdenden Sommer ein, in denen die Wehren fast täglich mit Wald- und Vegetationsbränden gefordert seien: Alleine im Sommer 2022 habe es 294 solche Einsätze gegeben, darunter 109 Kleinbrände, 104 Mittelbrände, zwei Mittelbrände mit gefährdeten Personen, 35 Brände an Gebäuden und 44 Großbrände in Feld und Wald mit Flächen von jeweils über 1000 Quadratmeter. Feuerwehren und Gemeinden bereiteten sich darauf vor und beschafften Gerät, so Spilger. Seiner Meinung nach bestehe auch weiterhin das Risiko von Strom- und Netzausfällen, sagte er. Er erklärte weiter, dass die Integrierte Leitstelle erneuert und ein neues Einsatzleitsystem kommen werde. Man habe mehrere Hilfeleistungskontingente nach München gemeldet, sagte Spilger und stellte fest, dass Stadt und Landkreis Aschaffenburg sowie Landkreis Miltenberg mit Abstand die meisten Kontingente gemeldet habe. Auch plane man einen Fahrzeugpool, dessen Geräte als Ersatz oder Zusatz in den Einsatz fahren könnten, sowie einen Personalpool, für den mehrere Wehren Personal gemeldet haben. Auch Spilger dankte zum Abschluss des Vortrags allen Beteiligten für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Kreisjugendfeuerwehrwart Joao Lopes Meira bezifferte die Mitgliederzahl der Kreisjugendfeuerwehr aktuell auf 581, darunter 409 Jungen und 172 Mädchen. 2022 seien 66 Jugendliche in die aktive Wehr übernommen worden, es habe 106 Zugänge gegeben und 57 Abgänge. Im letzten Jahr seien 2.930 Übungsstunden absolviert worden mit 4.965 Jugendwart- und Betreuungsstunden, 433 Abzeichen seien abgelegt worden.
In der Kinderfeuerwehr gebe es 402 Mitglieder (289 Jungs, 113 Mädchen), wobei 541 Übungsstunden geleistet wurden mit 816 Kinderwart- und Betreuungsstunden. 116 Kinderflämmchen wurden vergeben. Meira, der kürzlich zum Kommandanten der Miltenberger Feuerwehr gewählt wurde, kündigte seinen Rücktritt vom Amt des Kreisjugendfeuerwehrwarts an, ein Nachfolger müsse noch gewählt werden.
Kreisbrandinspektor Hauke Muders würdigte am Ende der Versammlung die gute Arbeit des neuen Kreisbrandrats Martin Spilger und stellte fest, dass dieser „genau der Richtige“ sei.
Zu Beginn der Veranstaltung hatte Bürgermeister Andreas Amend seine Gemeinde vorgestellt und gezeigt, wie die Kommune die Feuerwehr dank der Bereitschaft des Gemeinderats umfassend unterstützt. In den letzten acht Jahren habe man rund 1,7 Millionen Euro in die Sicherheit investiert, so Amend. Alle Investitionen dienten der Sicherstellung der Handlungsfähigkeit der Wehr, stellte er fest und bezeichnete es aufgrund der Lage Altenbuchs inmitten eines großen Waldgebiets als notwendig, hier entsprechendes Löschgerät zu stationieren und eine spezielle Einsatztruppe aufzubauen. Musikalisch umrahmt wurde die Versammlung von den Dorfmusikanten Altenbuch.