Feldgeschworene haben wieder eine Frau in ihren Reihen
Nach dem von Pfarrer Bernd Winter geleiteten Festgottesdienst in der Faulbacher Pfarrkirche haben sich die Feldgeschworenen des Altlandkreises Miltenberg am Sonntagmorgen, 10. März, in der Festhalle zu ihrem traditionellen Jahrtag getroffen. Hier erfuhren sie viel Lob für ihren wichtigen, ehrenamtlichen Einsatz zur Wahrung des örtlichen Friedens. Auch der Nachwuchs steht bereit: 13 neue Feldgeschworene, darunter nach langer Zeit eine Frau, wurden unter großem Applaus vereidigt.
Über 200 Gäste fanden sich in der Festhalle ein, ehe nach einleitenden Klängen durch den Faulbacher Spielmannszug Obmann Sven Fertig die Veranstaltung eröffnete und sich bei Faulbachs Bürgermeister Wolfgang Hörnig für die Ausrichtung des Jahrtags bedankte, der letztmals im Jahr 2006 in der Gemeinde stattgefunden hatte. Fertig wie später auch Landrat Jens Marco Scherf und Bürgermeister Wolfgang Hörnig dankten allen, die zum Gelingen des Festtages beigetragen haben – darunter dem Kerbeverein, dem Gesangverein Liedertafel mit den Damen des Chors, dem Spielmannszug und der Feuerwehr mit dem Shuttleservice. Allseits gelobt wurde auch der Gottesdienst, den Pfarrer Winter zelebriert hatte.
Das Ehrenamt der Feldgeschworenen sei im 13. Jahrhundert in Franken entstanden, führte Sven Fertig ein. Damals habe man erkannt, dass es für Grundstücksangelegenheit in den Dörfern Ansprechpartner brauche. Das in der Folge entstandene SiebenerGeheimnis werde seitdem nur mündlich an die nächste Generation weitergegeben, erklärte Fertig und zeigte sich dankbar, dass die einmal geplante Abschaffung dieses Ehrenamts auch dank starken Widerstands der Landtagsabgeordneten aus Franken verhindert worden sei. Seit 2016 sei das Feldgeschworenenwesen sogar UNESCO-Weltkulturerbe.
Bürgermeister Wolfgang Hörnig nutzte die Gelegenheit, Faulbach, das „Tor zum Landkreis Miltenberg“ vorzustellen. Er lobte die Kooperation der Gemeinden in der Südspessart-Allianz, hob die Vorzüge von Faulbach als Wohngemeinde und mit von zahlreichen mittelständischen Unternehmen geprägten Wirtschaftsstandort in idyllischer Lage hervor und entführte auch in die Geschichte. Die Gemeinde sei wirtschaftlich gesund, die Pro-Kopf-Verschuldung betrage auch dank der staatlichen Stabilisierungshilfe mittlerweile nur noch 171 Euro. Geld stecke man in die Sanierung der Verbandsschule, den Bau eines neuen Kindergartens und auch eine Senioreneinrichtung werde zurzeit gebaut. Den Feldgeschworenen dankte er für ihren „tadellosen Dienst und ihren Einsatz.“
Landrat Jens Marco Scherf bezeichnete es als ehrenvolle Aufgabe, Feldgeschworene zu ehren und zu vereidigen. Er überbrachte Grüße des Landtagsabgeordneten Winfried Bausback, des Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel sowie von den Staatsministerinnen Judith Gerlach und Anna Stolz. Der 2022 neu gewählte Obmann Sven Fertig führe sein Amt mit großem Engagement aus, sagte Scherf und verwies beispielhaft auf eine Schulung für die neuen Feldgeschworenen gemeinsam mit dem Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Kleinheubach. Er und auch das Landratsamt mit Sabine Dobler-Stegmann, Leiterin des Sachgebiets Naturschutz, Jagd- und Fischereiwesen, und ihrem Team freuten sich über die enge und gute Zusammenarbeit. Der Festzug, der Gottesdienst in der Pfarrkirche und die würdevoll geschmückte Festhalle dokumentierten, dass es der Feldgeschworenenvereinigung wieder gelungen sei, zusammen mit der Gemeinde Faulbach, der Kirche und den Vereinen einen würdigen Gastgeber für die hohe und wertvolle Tradition des gemeinsamen Feldgeschworenen-Jahrtages zu finden.
Scherf dankte den Feldgeschworenen für ihre pflichtbewusste, verdienstvolle Arbeit für die Allgemeinheit. „Sie leisten im Rahmen eines Ehrenamtes in vielen Fällen eine wichtige Vermittlung bei Grenzstreitigkeiten und nehmen Aufgaben bei der Abmarkung von Grundstücken wahr“, lobte der Landrat. Alle Aktiven trügen dazu bei, Eigentum, Recht und Ordnung zu schützen und ein funktionierendes Zusammenleben zu ermöglichen. Das Ehrenamt gewinne gerade in einer Zeit vielfältiger Brüche und Veränderungen mit einhergehendem Vertrauensverlust in die Institutionen des demokratischen Rechtsstaats eine besondere Bedeutung. „Nie kann ein Rechtsstaat und seine Rechtsordnung eine Demokratie und ihre Freiheitswerte retten, stets jedoch besteht die Möglichkeit, dass eine Demokratie einen Rechtsstaat und die ihm grundlegenden Werte retten kann“, so Scherfs Überzeugung. Dazu brauche es wertorientierte Demokratinnen und Demokraten – Menschen, die Werte bewusst wahrnehmen und diese leben, die sich für das Miteinander engagieren und Verantwortung übernehmen. Persönlichkeiten also wie die langjährigen Feldgeschworenen.
Im Auftrag des Staatsministers für Heimat und Finanzen, Albert Füracker, überreichte der Landrat Ehrenurkunden für langjährige Zugehörigkeit zu den Feldgeschworenen an Adalbero Weidner (Weilbach, 60 Jahre), Diethard Schork (Kirchzell-Watterbach, 40 Jahre), Alfred Zöller (Dorfprozelten, 25 Jahre) und Erich Repp (Kirchzell-Preunschen, 25 Jahre). Zu Ehrenfeldgeschworenen wurden ernannt: Otto Karl Weis (Altenbuch), Karl Ludwig Mader (Collenberg) und Paul Ott (Amorbach-Reichartshausen).
Der Landrat zeigte sich dankbar über die Vereidigung von 13 neuen Feldgeschworenen, darunter nach langer Zeit wieder eine Frau. Dies, so Scherf, sei ein sehr gutes Zeichen für das Funktionieren des Gemeinwesens. Vereidigt wurden: Moritz Mirer (Miltenberg-Schippach), Bertram Speth und Winfried Kemmerer (beide Schneeberg), Reinhold Meßner (Altenbuch), Paul Bleifuß (Stadtprozelten-Neuenbuch), Bernd Seifried und Martin Mayer (beide Neunkirchen-Richelbach), Markus Lerch und Günter Förtig (beide Amorbach-Beuchen), Fabian Munz und Franziska Weidner (beide Weilbach), André Heinbücher (Weilbach-Reuenthal) und Christoph Heinbücher (Weilbach-Weckbach).
Bevor der Jahrtag mit Berichten und der Entlastung des Vorstands zu Ende ging, nutzten mehrere Ehrengäste die Gelegenheit, Grußworte zu sprechen. Die Landtagsabgeordnete Martina Fehlner wie auch ihre Kollegen Martin Stock und Thomas Zöller dankten den Feldgeschworenen für ihre Arbeit, Stock überbrachte zudem Grüße des verhinderten Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann. Bezirksrat Michael Schwing wie auch der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Jochen Herberich, freuten sich über 13 neu vereidigte Feldgeschworene und betonten die hohe Bedeutung dieses Ehrenamts.
Für das Vermessungsamt erläuterte Andreas Zimmermann, dass alle Bestandteile des Namens „Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung“ auch für die Feldgeschworenen Bedeutung haben: Die Digitalisierung können sie nutzen, um online eine Lizenz für den Bayernatlas plus zu erwerben, der Zugang zu digitalen Flurkarten ermöglicht. Beim Breitbandausbau in den Kommunen brauche es die Feldgeschworenen bei der Bestimmung von Flurstücken im Zusammenhang mit der Verlegung und die Vermessung sei die ureigenste Aufgabe der Feldgeschworenen.