Erhalt des Magna-Werks Dorfprozelten gesichert

Aufatmen bei Geschäftsleitung, Belegschaft und Betriebsrat des Dorfprozeltener Automobilzulieferers Magna, Erleichterung aber auch bei Landrat Jens Marco Scherf und Dorfprozeltens Bürgermeisterin Lisa Steger: Das Magna-Werk im Südspessart wird nicht geschlossen. Ohne Arbeitsplatzabbau geht es aber nicht: Von den zurzeit etwa 450 Arbeitsplätzen bleiben bis 2028 rund 250 übrig. Die Belegschaft wurde am Dienstag in allen Schichten über den gefundenen Weg informiert.

„Wir freuen uns über die erreichte Lösung“, stellte Geschäftsführer Andreas Buhl am Montag, 10. Juli, bei einem Pressegespräch in Dorfprozelten fest. Gemeinsam mit Betriebsrat und IG Metall habe man es geschafft, dem Werk eine Zukunftsperspektive zu geben, so Buhl, der von „konstruktiven Verhandlungen“ sprach. Bis Ende August soll die Eckpunktevereinbarung unterschriftsreif sein. Man habe sich auch auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge verständigt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu steigern und einen Beitrag zur Zukunftssicherung zu leisten. Dass das Werk erhalten bleibt, ist laut Buhl darauf zurückzuführen, dass es künftig neue Produktlinien geben soll.

Die Zukunft des Dorfprozeltener Werks des Automobilzulieferers Magna, der fast alle großen Autohersteller mit Spiegeln beliefert, ist gesichert: Arbeitgeber, Betriebsrat und IG Metall einigten sich auf ein Standortfortführungskonzept, allerdings werden von den rund 450 Arbeitsplätzen bis zum Jahr 2028 rund 200 abgebaut. Foto: Winfried Zang

Welche das genau sind, wollte Buhl nicht verraten, allerdings soll es dabei etwa um einen dimmbaren Spiegel aus besonderem Glas gehen. Solche Innovationen seien durchaus förderfähig, glaubt Buhl, deshalb werde man einen Förderantrag an den Freistaat stellen. Der Geschäftsführer hofft dabei auf eine siebenstellige Summe. Die neuen Produkte entwickelt Magna in Dorfprozelten nicht alleine, sondern man wird vom Magna-Werk in Sailauf unterstützt, wo Forschung und Entwicklung angesiedelt sind. Die Produktion werde aber hin zu mehr Automatisation umgestellt, kündigte Andreas Buhl an und bezifferte eine dafür notwendige Investitionssumme von Seiten Magnas auf rund 10 Millionen Euro.

Betriebsbedingte Kündigungen werde es wohl nicht geben, sagte Betriebsratsvorsitzende Jutta Schwab und bezog sich dabei auf zwei Wege, über die laut dem IG-Metall-Bevollmächtigten Percy Scheidler die Belegschaft reduziert werden soll: Zum einen wird dem Personal die Weiterqualifizierung ermöglicht, zum anderen soll Personal, das auf die Rente zusteuert, über Vorruhestandsregelungen der Abschied schmackhaft gemacht werden. „Das sind anständige Pakete“, sagte Scheidler. „Meines Erachtens gibt es für jede Arbeits- und Lebenssituation ein Angebot“, zeigte er sich überzeugt. Was jeder Einzelne daraus mache, sei ihm überlassen, denn „jeder stellt sich unter Zukunft etwas anderes vor.“ Er zeigte sich froh darüber, dass man sich zusammengerauft habe. In einer Versammlung der IG Metall hätten sich rund 81 Prozent positiv zum Ergebnis geäußert, berichtete er, allerdings sprach er von einer „differenzierten Stimmung“ in der Belegschaft. Der Verlust von 200 Arbeitsplätzen sei massiv, aber das Werk habe nun eine Zukunftsperspektive. Nun komme es auch darauf an, Folgeaufträge zu akquirieren.

Klar wurde im Pressegespräch, dass die Lösung nur möglich wurde, da nicht nur Geschäftsführung und IG Metall aufeinander zugingen, auch die Politik aus Landkreis, Bundestag, Landtag und Bezirkstag trug dazu bei, dass sich Türen öffneten. Für Landrat Jens Marco Scherf ist „der Südspessart ohne Magna nicht vorstellbar“, aber eigentlich profitiere der ganze Landkreis von einem starken industriellen Zentrum in Dorfprozelten. Er dankte dem Betriebsrat, der IG Metall, aber auch der Magna-Geschäftsführung mit Andreas Buhl, Detlef Mücke und Matthias Weixler, die den Ball aufgenommen und reagiert hätten. Scherf hob auch die Rolle der Politik hervor, die in dieser existenziellen Frage über alle parteipolitischen Grenzen hinweg im Sinne der Menschen vor Ort zusammengearbeitet habe, ohne auf Schlagzeilen zu schielen. Nur so sei es möglich gewesen, Unterstützung in München und Berlin zu finden, so der Landrat. Es gelte nun weiterhin, mit der ZENTEC zusammenzuarbeiten, um die Zukunft der Automobilzulieferindustrie am Untermain zu sichern, forderte der Landrat. Das werde man sicher tun, versicherte Andreas Buhl.

Auch Dorfprozeltens Bürgermeisterin Lisa Steger war ein Stein vom Herzen gefallen, als sie von der nun gefundenen Lösung erfuhr. Sie dankte allen Akteuren für die Anstrengungen, in kurzer Zeit ein „Konzept mit Perspektiven“ ausgearbeitet zu haben. Die letzten Monate seien eine sehr aufregende Zeit gewesen und das Ergebnis habe ihr eines gezeigt: „Wenn man an einem Strang zieht, kann man etwas erreichen.“

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