Gemeinsam für die Kreuzotter im Spessart - Länderübergreifendes Schutz- und Verbundkonzept vorgestellt
Die Regierung von Unterfranken teilt mit - Die Kreuzotter ist Reptil des Jahres 2024 und im Spessart vom Aussterben bedroht. Sie ist aber nicht nur die einzige heimische Giftschlange der Region, sondern auch eine wichtige Schirmart für strukturreiche halboffene Landschaften und lichte Wälder. Das heißt, ihr Schutz dient immer auch dem Schutz vieler weiterer Arten. Aktuelle Kartierungen belegen, dass die Verbreitung und die Anzahl der Kreuzottern im Spessart erheblich zurückgegangen sind. Die Restvorkommen konzentrieren sich auf Gebiete nahe der bayerisch-hessischen Grenze und sind oft stark voneinander isoliert.
Elisabeth Apel-Isbarn vom Regierungspräsidium Darmstadt (Obere Naturschutzbehörde) und Christian Salomon von der Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbehörde) haben sich daher zusammengetan und 2021 ein länderübergreifendes Schutz- und Verbundkonzept für die Kreuzotter im Spessart beauftragt. Auftragnehmer der beiden Regierungen waren die Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen (AGAR) e.V. sowie der Diplombiologe Richard Podloucky. Anlässlich der Fertigstellung dieses Gutachtens hatten beide Regierungen am 12. April zu einem länderübergreifenden Fachaustausch mit Projektpartnern eingeladen.
Das vorliegende Konzept beinhaltet eine genaue Darstellung der aktuellen Kreuzotterbestände sowie ein flächenscharfes Maßnahmenkonzept zur Aufwertung und Vernetzung der zugehörigen Lebensräume. Dessen Umsetzung stand im Zentrum des Arbeitstreffens. Wichtige Partner der Naturschutzbehörden sind bei diesen freiwilligen Maßnahmen neben HessenForst und den Bayerischen Staatsforsten vor allem ehrenamtliche Naturschützer, Gemeinden, Landschaftspflegeverbände, der Naturpark Spessart, Landwirte und Privateigentümer sowie die beiden Landesämter für Umwelt.
Tatsächlich ist die Maßnahmenumsetzung längst angelaufen. Als konkretes Beispiel hierzu besichtigten die Kreuzotterschützer ein Biotop in der Gemeinde Flörsbachtal. Hier wurden vor einigen Wochen beschattende Gehölze zurückgeschnitten und als Reisighaufen aufgesetzt, um den Reptilien Deckung zu bieten. Im Herbst werden dann noch Winterquartiere, kleine Gewässer und Sandflächen angelegt. Davon sollen auch die Nahrungstiere der Kreuzottern profitieren. Für den angrenzenden bayerischen Privatwald soll es Anfang Mai eine Infoveranstaltung geben, bei der für das freiwillige Vertragsnaturschutzprogramm Wald – konkret für die Schaffung lichter Waldstrukturen – geworben wird.
HessenForst hat bereits an über 20 Standorten mit der Maßnahmenumsetzung zugunsten der Kreuzotter begonnen. Auf bayerischer Seite wurden u.a. schon durch den Staatsforstbetrieb Hammelburg, den Landschaftspflegeverband Main-Spessart und den Markt Frammersbach bzw. die Forstbetriebsgemeinschaft MSP-West entsprechende Pflegemaßnahmen durchgeführt: Schaffung strukturreicher Waldränder, lichter Waldbestände und Wegeböschungen, ausreichend großer Waldlichtungen und verbindender Schneisen, Offenhaltung von Kreuzotter-Wiesen durch Entbuschung und Pflegemahd, Anlage von Kleingewässern zur Förderung des Nahrungsangebotes (Jungfrösche) sowie von Totholzhaufen als Winter- und Tagesverstecke. Auch die Möglichkeiten zur kontrollierten Nachzucht und Auswilderung von Jungtieren soll nun ins Auge gefasst werden. Zudem sei intensive Schwarzwildbejagung oder entsprechende Schutzzäunung ein ganz wichtiges Thema, da Wildschweine vor allem im Winter die dann wehrlosen Schlangen fressen.
„Der Trend ist eindeutig. Wenn wir die Kreuzotter im Spessart halten wollen, müssen wir jetzt sehr entschlossen und zielgerichtet handeln“, betonen die Projektleiter Salomon und Apel-Isbarn. Ansonsten verliere man in der Region mehr als nur eine weitere attraktive Art. Allerdings wurde letzte Woche auch klar: Eine starke Allianz von Behörden, Landnutzern und ehrenamtlichen Naturschützern möchte dies unbedingt verhindern und hat dazu nun eine geeignete Arbeitshilfe.
Die Behörden sind weiterhin dankbar für die Meldung von aktuellen Kreuzotter-Nachweisen. Diese sollten möglichst durch ein Foto belegt sein, da es sich bei den meisten Meldungen um Verwechslungen mit Schlingnattern oder Ringelnattern handelt. Hinweise bitte per Email an christian.salomon@reg-ufr.bayern.de (Bayern) oder Elisabeth.Apel-Isbarn@rpds.hessen.de (Hessen).