Auszeichnungen für vier bürgerschaftliche Projekte
Mit der Auslobung des Bürgerpreises suchen die Sparkasse Aschaffenburg-Miltenberg und der Landkreis Miltenberg nach Projekten des bürgerschaftlichen Engagements außerhalb der klassischen Vereinsarbeit, die den Landkreis besonders lebens- und liebenswert machen. Am Mittwoch, 24. Juli, war es wieder soweit: Im Panoramasaal der Sparkasse in Miltenberg übergaben Sparkassen-Vorstandsmitglied Simon Eifert und stellvertretender Landrat Bernd Schötterl die Bürgerpreise an vier Initiativen.
In seiner Begrüßung zitierte Simon Eifert eine Textpassage aus der bekannten Hymne des FC Liverpool, „You’ll never walk alone“, den Satz „Geh' weiter, geh' weiter, mit Hoffnung in deinem Herzen – und du wirst nie alleine gehen!" Diese Zeile passe gut zur Preisverleihung, fand er, denn die Preise gingen an Menschen, die die Hoffnung nicht aufgeben, die Hoffnungsträger für andere sind und die Mitmenschen in schwierigen Situationen nicht allein lassen. Es gelte daher, Danke zu sagen für die vielen ehrenamtlichen Stunden, für das Herzblut, für das Durchhaltevermögen und die Hoffnung, die sie verbreiten. Mit dem Bürgerpreis wolle man auch Menschen ermutigen, sich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, sagte Eifert. Dazu brauche es auch finanzielle Unterstützung und so stelle die gemeinnützige Stiftung der Sparkasse Mittel bereit. Die Sparkasse werde auch nach der Fusion ein wichtiger Förderer von Sport,
Kultur, Bildung und Soziales bleiben, versprach Eifert. Die Jury aus Landrat Jens Marco Scherf und seiner Büroleiterin Susanne Seidel, dem Ehrenamtsbeauftragten des Landkreises Helmut Platz, Petra Münzel (Mitglied des Verwaltungsrates und des Stiftungskuratoriums der Sparkasse), Stephanie Trunk (Vorstandsstab der Sparkasse) und ihm, Eifert, habe lange gerungen, um unter den zehn qualitativ hochwertigen Bewerbungen die Sieger zu küren.
Stellvertretender Landrat Bernd Schötterl dankte Allen, die sich ehrenamtlich und bürgerschaftlich engagieren. Bürgerschaftlicher Einsatz sei „essenziell für den sozialen Zusammenhalt und die Stärkung der Gemeinschaft“, sagte er. Es ermögliche den Menschen, aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes mitzuwirken und gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Der Bürgerpreis sei keine Konkurrenz zur klassischen Vereinsarbeit, stellte er fest, vielmehr sei er ein weiterer, wichtiger Baustein im Gefüge des ehrenamtlichen Engagements und seiner Würdigung. Da Landkreis und Sparkasse die Verantwortung für die Zukunft und die Lebensverhältnisse der nächsten Generationen besonders herausstellen wollen, sei auch ein Sonderpreis „Nachhaltigkeit“ ausgelobt worden. Schötterl dankte dem Team der Sparkasse für die gute, konstruktive Zusammenarbeit sowie Helmut Platz, Fachkraft für
bürgerschaftliches Engagement am Landratsamt und Motor der Preisverleihung, der bald in den Ruhestand geht. Anschließend stellten sich Menschen vor, die die ausgezeichneten Projekte mit Leben erfüllen.
Tanja Grosch, Gründerin der „Aktion Tanja“, geht es eigenen Worten zufolge schlecht, „aber anderen geht es noch schlechter, deshalb will ich helfen.“ Seit 25 Jahren sammelt sie mit Team und Familie Spenden, um krebskranke oder schwerbehinderte Kinder zu unterstützen – anfangs mit Spendendosen, später kamen Sachspenden dazu sowie die Teilnahme an Flohmärkten und Basaren, heute organisiert sie eigene Basare. Die „Aktion Tanja“ hat verschiedene Aktionen und die Krebskliniken in Würzburg, Freiburg und Karlsruhe unterstützt, Hunde- und Delphintherapien ermöglicht sowie Blinden- und Diabetikerhunde mitfinanziert. Grosch würde sich freuen, wenn möglichst viele zum Basar am 15. September in Röllbach kommen. In der Laudatio hieß es dazu: „Ihre positive Lebenseinstellung hat uns begeistert, aber auch die Aktion selbst, die ein Dauerbrenner geworden ist.“
Alexandra Weiß, Ann-Katrin Eckstein und Theresa Hilbert haben die Spielplatzinitiative Amorbach gegründet, deren Ziel es ist, möglichst viele Spielplätze zu sanieren oder neu zu gestalten, damit sie zu Orten werden, an denen die Kinder die Welt entdecken können. Basierend auf der Krabbelgruppe, hat sich ein großes Netzwerk gebildet mit vielen Unterstützern und Firmen, die mit Arbeits- und Sachspenden helfen. Die Spielplätze habe man auf Google eingetragen, so dass auch neu Zugezogene diese Plätze finden können. Simon Eifert dazu: Für die Jury sei die Aktion ein Beispiel klassischen bürgerschaftlichen Wngagements, denn die Handelnden hätten selbst Hand angelegt, seien aktiv geworden, hätten Förderer gefunden und Konzepte entwickelt – ohne die Kommune zu fordern.
Seit fast 25 Jahren gibt es das Projekt „Begegnung der Generationen“ des Hermann-Staudinger-Gymnasiums Erlenbach. Lehrerin Julia Hohm, begleitet von Schülerin Sadya und Schüler Luca, zeigte auf, dass es sich um einen Wahlkurs für Jugendliche der Jahrgangsstufen sechs bis zwölf handelt mit dem Ziel, dass Alt und Jung voneinander lernen. Zurzeit sind 30 Schülerinnen und Schüler aktiv, die etwa Seniorinnen und Senioren beim Kennenlernen von Smartphones helfen, mit ins Seniorenkino gehen, in der Tagespflege der Caritas in Aktionen eingebunden werden und beim Seniorennachmittag der Stadt die Bewirtung übernehmen. Neu sei der Senioren-Mittagstisch im Gymnasium, wo Alt und Jung gemeinsam essen. Sadya und Luca bestätigten, wie sehr sie das Projekt erfüllt und für wie wichtig sie den Austausch mit der älteren Generation halten. „Die Vernetzung der Generationen, die Vielseitigkeit der Aktivitäten, die Kontinuität und das Engagement der jungen Generation waren für die Jury starke Argumente“, hieß es in der Laudatio.
Der Nachhaltigkeitspreis ging an das Projekt „Kleider.T.Raum“ in Mönchberg, das laut den Organisatorinnen Ronja, Tina und Romy einmal im Monat stattfindet. Das Motto heißt „Tauschen statt Kaufen“ und hat zum Ziel, die Mentalität der Wegwerfgesellschaft zu durchbrechen. Mitmachen ist einfach: Jeder kann bis zu zehn gut erhaltene Kleidungsstücke mitbringen und eine unbegrenzte Menge mitnehmen. Bei jeder Veranstaltung kann sich zudem ein „Special Guest“ mit seinem Angebot präsentieren. Da die Textilindustrie sehr umweltschädlich sei, könne man mit dem Kleidertausch gut und nachhaltig handeln, so der Appell. Die Jury nannte dies einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit, denn so würden wertvolle Ressourcen geschont. Noch wichtiger aber sei der Geist, der dahintersteht: „Wir müssen raus aus unserer Wegwerfgesellschaft“, so Eifert.
Die genannten Projekte wurden mit einem Preisgeld von jeweils 1.250 Euro bedacht.
Beim mit 500 Euro dotierten Publikumspreis wurden über 700 Stimmen abgegeben. Am Ende hat laut Simon Eifert das Projekt „Spielplatzinitiative Amorbach“ mit fast 100 Stimmen Vorsprung gewonnen. „Ich bin mir sicher, dass das Preisgeld bei Ihnen zum Wohl der Kinder in Amorbach und Umgebung bestens angelegt ist“, leitete Eifert zum anschließenden Austausch bei Speisen und Getränken über.